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Altersvorsorge: Die Rentner sind sicher

Generationengerechtigkeit gibt es nicht mehr – das zeigt die Rentenerhöhung. Gerade der Blick auf die Situation der jetzigen Rentner ist es, der auch den Jüngeren Angst macht.

V iele Rentner haben Angst – Angst, dass sie trotz eines langen Arbeitslebens keinen auskömmlichen Ruhestand haben werden, dass die Miete nicht mehr bezahlbar ist, dass sie doch auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Ein durchschnittlicher Rentner in Deutschland bekommt heute etwa 1000 Euro im Monat, bei Frauen sind es sogar nur rund 500 Euro. Sicher ist die Rente schon heute nicht.

Gerade der Blick auf die Situation der jetzigen Rentner ist es, der auch den Jüngeren Angst macht. Wenn die Finanzierung des Alters schon heute ein Problem ist, dann wird sie es in Zukunft noch viel mehr sein. Die Jungen zahlen in ein System ein, von dem sie wissen, dass sie im Rentenalter keine Gegenleistung mehr zu erwarten haben. Wenn ein heutiger Berufsanfänger frühestens in 40 Jahren in den Ruhestand geht, wird auf jeden Erwerbstätigen statistisch betrachtet ein Rentner kommen. Jeder, der arbeitet, hat dann also „seinen“ eigenen Rentner. Dessen gesetzliche Rente muss dann aus dem jeweiligen Arbeitseinkommen mitfinanziert werden. Schon allein das macht klar, mit was die heute Jungen im Alter zu rechnen haben. Sie sind sich dessen bewusst. Trotzdem stellen sie das System, das Konrad Adenauer 1957 schuf, nicht grundsätzlich infrage. In diesem Sinne denken die Jüngeren also durchaus rational.

Weniger rational ist es, wenn zum Beispiel die nordrhein-westfälische Seniorenunion – wie vor wenigen Wochen geschehen – damit droht, eine erneute Kandidatur des 27 Jahre alten CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn zu verhindern. Spahn hatte sich gegen die außerplanmäßige Rentenerhöhung ausgesprochen. Inzwischen bekam er, wie er sagt, sogar einige Briefe mit Morddrohungen.

Auch Spahn stellte die grundsätzlichen Ansprüche, die Verdienste und die Lebensleistung der Rentner nicht infrage. Was er fordert, ist etwas anderes: Auch die Jüngeren sollen eine halbwegs verlässliche Perspektive bekommen. Und die ist notwendig. Zum einen, um für sich selbst zu sorgen, aber auch um den nachfolgenden Generationen überhaupt noch Spielräume zu eröffnen.

Wer heute 28 oder 34 ist, der ist zwar in den 80er Jahren in großer Sorglosigkeit aufgewachsen. Doch die Zeiten haben sich auch für sie geändert. Selbst gut ausgebildete Uniabsolventen kennen die Erfahrung, arbeitslos zu sein, befristete Jobs zu haben – und sich eben keine private Altersvorsorge leisten zu können, wie es ja das Ziel der rot-grünen Rentenreform war.

Diese Reform sollte der Beweis dafür sein, dass es möglich ist, vorsorgende Politik zu machen – eine Politik, die an die Folgen in 20 oder 30 Jahren denkt. Deshalb, nicht wegen der Milliardenkosten, ist das Signal dieser Rentenerhöhung für die Jüngeren so niederschmetternd. Ihr Vertrauen darauf, dass die vorausgehenden Generationen nachhaltig handeln, ist denkbar gering. Das hängt vor allem mit der Schuldenpolitik der 70er und 80er Jahre zusammen. Die Jüngeren müssen anders handeln als die Älteren. Nicht unbedingt, weil sie es möchten. Sondern weil sie dazu gezwungen sind.

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