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Althaus-Unfall: Das Private im Politischen

Nach der Skitragödie: Bald ist Wahlkampf in Thüringen, die CDU braucht Dieter Althaus. Die Partei setzt nach ihrer ersten Schockreaktion nun ganz auf die baldige Wiederkehr ihres Spitzenmannes.

Von Matthias Schlegel

Als Beata Christandl am Mittwoch im österreichischen Riegersburg beigesetzt wurde, wusste Dieter Althaus, mit dem sie beim Skifahren auf der Riesneralm zusammengeprallt war, noch nichts von ihrem Tod. Vermutlich hatte der thüringische Ministerpräsident in seinem Krankenbett in Schwarzach auch keine Erinnerung an den Unfall. Von beidem wird er bald erfahren. Und das wird sein Leben verändern.

Natürlich verbieten sich derzeit alle öffentlichen Spekulationen darüber, wie der Mensch Althaus mit diesem Wissen umgehen und wie sich dieses Erleben auf den Politiker Althaus auswirken wird. Und erst recht verbieten sich Mutmaßungen über die Schuldfrage. Ermittlungen sind Aufgabe der Behörden, sie werden sie objektiv und unabhängig führen.

Derweil tut es wohl, zu registrieren, dass sich auch die politischen Konkurrenten des CDU-Politikers mit voreiligen Statements zu dem Geschehen zurückhalten. Unterstellen wir ruhig, dass sie es aus aufrichtig empfundenem Mitgefühl und nicht aus dem Kalkül heraus tun, womöglich mit falschen Worten zur falschen Zeit wahlvorentscheidende Fehler zu begehen.

Denn in Thüringen wird Ende August ein neuer Landtag gewählt. Schon in den nächsten Wochen wird der Wahlkampf beginnen. Die CDU hat eine absolute Mehrheit zu verteidigen. Und was beim Rückzug von Bernhard Vogel im Jahr 2003 kaum jemand vermutet hatte, als er den stets ein wenig blässlich wirkenden damaligen Fraktionsvorsitzenden als seinen Nachfolger vorstellte: Heute ist Dieter Althaus die Thüringer CDU. Beim Landesparteitag Mitte November in seinem Geburtsort Heiligenstadt wurde der 50-Jährige mit 100 Prozent der Stimmen zum Landesvorsitzenden wiedergewählt. Und in Umfragen wird er, der seit 2006 auch dem Präsidium der Bundes-CDU angehört, zum prominentesten CDU-Politiker Ostdeutschlands erklärt.

So verwundert es nicht, dass die Thüringer CDU nach ihrer ersten Schockreaktion nun ganz auf die baldige Wiederkehr ihres Spitzenmannes setzt. Aus politischer Sicht muss die Partei wohl so handeln. Zumal erst Mitte März auf dem nächsten Landesparteitag die Listen für die Landtagswahl aufgestellt werden. Die Partei hofft auf eine schnelle Genesung von Althaus. Der Wahlkampf ist und bleibt ganz auf ihn zugeschnitten.

Doch baut solcherlei geballter Optimismus nicht einen unangemessenen Erwartungsdruck auf? Bei allem Verständnis für wohlmeinende Genesungswünsche: Das traumatische Erlebnis muss Dieter Althaus ganz für sich allein aufarbeiten. Auch wenn sich seine Unschuld erweisen sollte. Dabei können ihm Experten und seine Familie helfen, aber eine politische Fangemeinde kann es ihm nicht abnehmen. Der innere Kampf dürfte schwerer sein als ein Wahlkampf. Dass sich sein eigener Entscheidungsspielraum dagegen extrem einengt, wenn sich eine schuldhafte Verstrickung in den Unfall herausstellen sollte, liegt auf der Hand. Denn dann wäre alle Zurückhaltung dahin. Dann wäre Wahlkampf. Vorzeitig.

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