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POSITIONEN: Amerika und Israel sind untrennbar verbunden

Warum Republikaner und Demokraten die Rede Netanjahus lobten

In Washington ist gerade ein sechs Tage dauerndes Nahost-Drama zu Ende gegangen. Am 19. Mai hat Barack Obama eine Grundsatzrede über den Nahen Osten gehalten und am 24. Mai sprach Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress.

Beobachter registrierten sehr genau alle Nuancen im komplexen Wechselspiel der beiden Politiker. Dahinter steckt eine tiefere Bedeutung: Die Vereinigten Staaten und Israel haben eine einzigartige Beziehung, die von der großen Mehrheit der Amerikaner unterstützt wird. Zwar gibt es auch unter engen Freunden ab und zu politische Differenzen – zwischen Washington und Berlin ist das nicht anders. Entscheidend ist jedoch, dass dies die Verbindung zwischen beiden Ländern nicht zu schwächen vermag. Die USA und Israel bleiben untrennbar verbunden durch gemeinsame Werte, Perspektiven und Bedrohungen. Manche Europäer allerdings verstehen nicht, warum der von ihnen kritisch gesehene israelische Ministerpräsident von Republikanern und Demokraten gleichermaßen Standing Ovations im Kongress erhält. Sie können nicht nachvollziehen, dass Israel für sein Streben nach Frieden und das Recht auf Selbstverteidigung gelobt wird, wo doch in ihren Augen Israel das Haupthindernis für einen „ewigen Frieden“ in der Region ist.

Diesen Beobachtern entgeht das Wesentliche: Amerika unterstützt Israel entgegen mancher Unterstellung nicht nur wegen der amerikanischen Juden, die gerade einmal zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Amerika identifiziert sich mit Israel, weil es eine liberale Demokratie ist, umgeben von autokratischen Regimen. Die Mehrheit der Amerikaner hat Verständnis für den ständigen Kampf Israels um Selbstbestimmung im Angesicht seiner feindlichen Nachbarn. Sie wissen, dass Israel einen dauerhaften Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung anstrebt, aber keine ernsthaften Verhandlungspartner hat.

Doch diese Beobachter lagen auch früher schon falsch. Sie glaubten noch an Jassir Arafat, als er schon längst als korrupter und doppelzüngiger Führer bekannt war. Sie weigerten sich anzuerkennen, dass sich der von ihnen verachtete Premierminister Ariel Sharon gewandelt hatte, als er 2001 sein Amt antrat und Israels Rückzug aus dem Gazastreifen auf den Weg brachte. Für sie sind die israelischen Siedlungen der Kern des Nahostkonflikts. In dieser Perspektive ist damit nur Israel in der Pflicht, sich zu bewegen. Doch in Wahrheit war der eigentliche Streitpunkt schon immer ein anderer: das Recht der Juden auf einen eigenen Staat.

Israels Kritiker wollen Premierminister Netanjahu keinen Vertrauensvorschuss geben. Dabei bedarf es eines Staatsmannes seines Formats, um Israel dazu zu bringen, riskante Schritte für den Frieden zu unternehmen.

Für die Mehrheit der Amerikaner ist Israel ein Land, das den Frieden will und das bereit ist, für diesen Frieden einen territorialen Preis zu bezahlen. Einfache Lösungen gibt es nicht. Die Hamas strebt die Vernichtung Israels an, wie die Hisbollah und der Iran. Die palästinensische Autonomiebehörde sendet unklare Signale, fordert an einem Tag den Frieden, um am nächsten Tag Terroristen zu verherrlichen, drängt an einem Tag auf einen Kompromiss mit Israel, um sich am nächsten Tag mit der Hamas zu verbrüdern.

Am 1. Juni ist der zehnte Jahrestag eines Terroranschlags auf eine Diskothek in Tel Aviv, bei dem 21 junge Israelis getötet wurden. Der damalige Außenminister Joschka Fischer war zufällig in der Nähe. Er sah das Blutbad und verstand, was es für Israel bedeutet, wenn Selbstmordattentäter überall und jederzeit Israelis töten wollen.

Kein anderes Land will den Frieden mehr als Israel. Doch kein anderes Land ist damit konfrontiert, dass andere UN-Mitglieder zu seiner Zerstörung aufrufen. Gerade Europa sollte die Verwundbarkeit der Juden verstehen. Gerade Europa sollte verstehen, dass Israels liberale, demokratische Gesellschaft Unterstützung braucht, um den Frieden zu erreichen.

Der Autor ist Geschäftsführer des American Jewish Committee.

David Harris

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