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Meinung: …Amerika

Neues Jahr, altes Spiel. Meist sind Amerikaner technikbegeistert.

Neues Jahr, altes Spiel. Meist sind Amerikaner technikbegeistert. Doch diesmal verwerfen sie die Neuerung und kehren zur Tradition zurück. Vom Neujahrstag an spielen die US-Basketballprofis wieder mit dem Lederball, entschied die Spitze der National Basketball Association (NBA). Zu groß war die Empörung der Spieler über den Kunststoffball, den ihnen die nationale Profiliga im Sommer aufgezwungen hatte. Griffiger sollte der sein und gleichmäßiger gerundet, wurden damals die PR-Angaben des Herstellers Spalding verbreitet. Da das Synthetikprodukt aus Mikrofaser keine breiten Nähte habe, springe der Ball berechenbarer, ob beim Dribbeln oder Rebound.

Die Spieler aber maulten, ihr Protest steigerte sich im Herbst zu einem kleinen Aufstand. Es ist schwer zu sagen, welche Rolle dabei die Erfahrungen mit dem neuen Ball spielten, der Zorn, bei der Umstellung übergangen worden zu sein und vielleicht auch verdeckte Rassenkonflikte – die Mehrzahl der Profis sind Schwarze, unter den Liga-Funktionären dominieren Weiße. Viele Spieler hatten geklagt, die Mikrofaser verursache Risse an ihren Händen, der Ball fühle sich gegen Spielende oft rutschig an und springe unberechenbar von der Platte hinter dem Korb ab.

Als die NBA jetzt einlenkte, versprach sie, die Spieler künftig vor Änderungen zu konsultieren. „Sie haben einen Fehler gemacht und korrigieren ihn“, lobt Paul Pierce, ein Star der Boston Celtics. Manche Teamkollegen sind weniger erfreut über den Wechsel mitten in der Saison. Am 31. Dezember müssen die Celtics in Seattle mit dem Kunststoffball spielen, am 1. Januar in Portland mit dem alten Lederball – ohne einen Trainingstag dazwischen. Auch ein Zeugwart erwartet Probleme: Man müsse oft sieben, acht Lederbälle ausprobieren, ehe man einen spielbaren finde. „Das ist wie mit einer Lederjacke, die muss man auch erst eintragen.“

Und: Die Spielstatistik, meint NBA-Funktionär David Stern weiter trotzig, belege die Vorteile der Mikrofaser, vor allem eine höhere Trefferquote. Überall in den USA spielten Schüler und Studenten mit dem Kunststoffball, wundert er sich über die Empfindsamkeit der Profis, schließt aber versöhnlich: „Die wichtigste Statistik ist das Urteil der Spieler.“

Einen finanziellen Aspekt hat die Sache ebenfalls. Fortschritt habe seinen Preis, hatte Hersteller Spalding bei der Umstellung begründet, warum der Kunststoffball 99.99 Dollar koste, 20 mehr als das Leder. Heute, bei der Rückkehr zum Lederball, bietet Spalding auch den für 99.99 Dollar an.

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