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Mitt Romney, Kandidat der Republikaner.

© Reuters

Amerikanischer Wahlkampf: Republikaner nutzen ihre Chance nicht

Die Republikaner haben in diesem Jahr eine ausgezeichnete Chance, einen unbeliebten Präsidenten aus dem Amt zu vertreiben. Doch Romney & Co nutzen ihre Chance nicht. Im Gegenteil.

Die meisten Deutschen werden es nicht gerne hören, denn sie lieben Obama: 2012 müsste ein Wahljahr der Republikaner sein, an dessen Ende die Konservativen das Weiße Haus zurückerobern. Denn aus Sicht der Mehrheit in den USA hat der Präsident zentrale Versprechen nicht erfüllt: Die Wirtschaft erholt sich nicht so rasch, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch, die versprochene Versöhnung der verfeindeten Lager im Kongress ist ausgeblieben.

2011 bewerteten mehr Bürger Obama negativ als positiv. Bei der demoskopischen Kernfrage („Is the country on the right or on the wrong track?“) befanden im Herbst drei Viertel: Amerika bewegt sich unter Obama in die falsche Richtung. Mit solchen Zahlen wird man in der Regel nicht wiedergewählt.

Obamas Glück: Die Republikaner scheinen ihre Chance zu verstolpern. Wahlen in den USA werden in der Mitte gewonnen. Unter dem Druck der populistischen Rechten ist die Partei weit nach rechts gerückt. Die aussichtsreichsten Kandidaten sind in diesem Klima erst gar nicht angetreten: pragmatische Gouverneure ohne ideologischen Eifer wie Mitch Daniels und Chris Christie, moderate Senatoren wie John Thune. Nur einer im Rennen kann laut Umfragen Obama besiegen. Mitt Romney findet aber keine Mehrheit. Ihn unterstützen heute nur 38 Prozent in der Partei. Vielen ist er zu moderat. Die christliche Rechte misstraut ihm, weil er Mormone ist.

Romney wird am Ende der Kandidat werden. Bei den zehn Vorwahlen am Dienstag hat er seinen Vorsprung in der wahren Währung der Macht, den Delegierten für den Nominierungsparteitag Ende August, ausgebaut. Doch der lange innerparteiliche Streit um die Nominierung kostet Energie und Geld für teure Fernsehwerbung, das er lieber für die Hauptwahl gegen Obama aufgespart hätte.

Vor allem kostet er Ansehen. Die Tonlage ist zu schrill für amerikanische Gemüter – und Romneys Rivalen kultivieren die falschen Themen. Noch immer beherrschen die Folgen der Wirtschaftskrise den Alltag. Da aber Rick Santorum und Newt Gingrich den Ex-Manager Romney in Sachen Wirtschaftskompetenz nicht schlagen können, weichen sie auf „soziale Fragen“ aus wie den Kampf gegen das liberale Abtreibungsrecht und die Frage, ob Krankenkassen Verhütungsmittel bezahlen sollen. Um „Stärke“ zu zeigen, drohen sie Iran mit einem Krieg, obwohl die Mehrheit der Amerikaner ihn nicht will. In der Folge erhalten alle republikanischen Bewerber nun mehr negative als positive Bewertungen.

Bei Obama ist es umgekehrt. Er wird jetzt in milderem Licht gesehen, freilich nicht aus eigener Stärke, sondern weil die Alternative abschreckend wirkt. Darin liegt sein größtes Risiko. In ein paar Wochen wird Romney als Kandidat feststehen. Dann wird sich die Partei hinter ihn stellen und das hässliche Bild der Zerstrittenheit langsam verblassen. In den acht Monaten bis zum Wahltag kann vieles passieren, was Obamas neues Ansehen wieder beschädigt. Heute sieht er wie der sichere Sieger aus. Aber das ist er noch nicht. Ausgezählt wird im November.

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