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Amok in Finnland: Harte Gesellschaft

Einfache Erklärungen für den Amoklauf in Finnland gibt es nicht. Die Einsamkeit junger Männer, die nur noch mit dem Internet zum Leben verbunden sind, reicht nicht aus.

Finnland gilt im Vergleich etwa zu Skandinavien als „harte”, osteuropäisch geprägte Gesellschaft. Hinzu kommt ein stärkeres kulturelles Gefälle zwischen Land und Stadt als anderswo in Europa. Die ländlichen Regionen, die Schauplätze der beiden Amokläufe, sind von relativ hoher Arbeitslosigkeit, überdurchschnittlichem Alkoholismus und für Westeuropa auch einer extrem hohen Selbstmordrate geprägt. All das betrifft fast ausschließlich Männer. In der finnischen Provinz wird eine für Nordeuropa ungewöhnlich ausgeprägte Männlichkeits- und Gewaltkultur gepflegt. Die Provinz leidet zudem an einem Überhang von einsamen, jungen Männern. Schlägereien gehören an den Wochenenden zum Alltag von Kleinstädten. Auch die Mordrate ist im Vergleich zu Westeuropa überdurchschnittlich hoch. 2006 soll es laut Statistik 138 Morde gegeben haben. Im 15 Mal größeren Deutschland wurden im gleichen Jahr 375 Menschen ermordet. Dass mehr als die Hälfte der Finnen Waffen für die Jagd besitzen, ist zumindest statistisch nicht der Grund dafür: Die meisten Morde werden in Finnland nicht mit Schusswaffen begangen. anw

André Anwar

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