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„Sieben Millionen gemeldete Waffen sind zu viel“, sagt der der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD).

© dpa

Leserdebatte: Brauchen wir ein schärferes Waffenrecht in Deutschland?

Nach dem Amoklauf in einer US-Grundschule hat sich der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) für eine weitere Reduzierung der Waffen auch in Deutschland ausgesprochen. Als Konsequenz nach Amokläufen in Deutschland gilt bereits ein verschärftes Waffenrecht. Reicht das?

„Ich meine, sieben Millionen gemeldete Waffen sind zu viel, und deshalb werden wir auch weiter Aufklärungsarbeit betreiben“, sagte Gall am Montag im Deutschlandfunk. Jeder Waffenbesitzer müsse sich gut überlegen, warum er eine Waffe besitze. Baden-Württemberg setze sich weiter für das Verbot großkalibriger Waffen im Sport ein. „Das braucht niemand.“ Allerdings fehle dafür noch eine Mehrheit im Bundesrat. „Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten.“

In Deutschland wurden nach den Amokläufen von Erfurt im April 2002 und Winnenden im März 2009 bereits zahlreiche Konsequenzen gezogen, um eine ähnliche Bluttat möglichst zu verhindern. Unter anderem ein schärferes Waffenrecht und Krisenpläne für den Ernstfall sollen helfen, dass sich solche Taten wie in Thüringen und Baden-Württemberg nicht wiederholen. Ein Überblick:

WAFFENRECHT

Die Vorschriften wurden mehrfach verschärft und gelten mittlerweile als besonders streng. Seit der umfangreichen Gesetzesnovelle nach Erfurt müssen etwa Personen unter 25 Jahren, die erstmals eine Waffe legal besitzen wollen, ein ärztliches oder psychologisches Attest zu ihrer „geistigen Reife“ vorlegen. Zudem wurde der Besitz von sogenannten Pumpguns mit Pistolengriff untersagt. Der Amokläufer von Erfurt, der 16 Menschen und anschließend sich selbst erschossen hatte, besaß solch eine Waffe.

Nach Winnenden wurde die Altersgrenze für das Sportschießen mit Großkaliberwaffen von 14 auf 18 Jahre angehoben. Auch die Kontrollen zur Waffenaufbewahrung in Privatwohnungen wurden verschärft. Dies war eine direkte Konsequenz aus dem Amoklauf. Der Attentäter von Winnenden hatte im März 2009 mit der Pistole des Vaters an seiner Schule und auf der Flucht 15 Menschen und sich selbst getötet. Der Vater besaß die Waffe als Sportschütze, hatte sie aber nicht wie vorgeschrieben in einem Tresor weggeschlossen. Nun sind bei Waffenbesitzern verdachtsunabhängige Kontrollen ohne Vorankündigung möglich.

Ab 1. Januar 2013 nimmt zudem ein nationales Waffenregister den Betrieb auf. Die Polizei wird damit künftig nachprüfen können, wer welche Waffe legal besitzt. Bisher werden die Daten über Waffen und ihre Halter in rund 550 lokalen Waffenbehörden verwaltet, die untereinander nicht vernetzt sind. Die Daten laufen künftig im Zentralregister zusammen. Damit setzt Deutschland zwei Jahre früher als vorgeschrieben eine EU-Richtlinie um.

Eine weitere Hoffnung ruhe auf der biometrischen Sicherung, mit der Waffen nur noch von ihren Besitzern abgefeuert werden können. Wenn diese Technik alltagstauglich ist, will Gall sie auch gesetzlich vorschreiben.

KRISENPLÄNE

Im Ernstfall soll noch schneller auf einen Amoklauf reagiert werden. Eine wichtige Änderung seit Erfurt liegt darin, dass die ersten Einsatzkräfte der Polizei vor Ort sofort eingreifen und nicht auf Verstärkung warten sollen. In Winnenden gingen die Beamten des ersten Streifenwagens gleich in die Albertville-Realschule. Die Schulen sollen zudem eigene individuelle Notfallpläne haben.

PRÄVENTION

Ein zentraler Ansatz sind verstärkte vorbeugende Maßnahmen. So wurde etwa in Thüringen und Baden-Württemberg die Zahl der Schulpsychologen erhöht. Zudem gibt es verschiedene Programme, um an den Schulen ein gewaltloses Klima zu schaffen. In Thüringen gibt es anders als vor dem Amoklauf von Erfurt an Gymnasien nun eine Abschlussprüfung nach der zehnten Klasse. Wer diese besteht, hat einen Realschulabschluss sicher. Der Erfurter Attentäter Robert Steinhäuser hatte das Gutenberg-Gymnasium ohne Schulabschluss verlassen.

COMPUTERSPIELE

Jugendlichen soll der Zugang zu Gewalt darstellenden Videos und Computerspielen erschwert werden. Computerspiele müssen wie Kino- und Videofilme mit Altersgrenzen gekennzeichnet werden. Spiele können auch indiziert werden, was weitergehende Werbe- und Vertriebsbeschränkungen zur Folge hat. (dpa/AFP)

Was meinen Sie liebe Leserinnen und Leser? Lassen sich Amokläufe durch schärfere Waffengesetze verhindern? Oder brauchen wir mehr Schulpsychologen, um das Klima an den Schulen zu verbessern? Wie kann man Gewalttaten wie der von Newtown am besten vorbeugen?

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