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MEIN Blick: Allmählich stellt sich die Systemfrage

Alexander Gauland über den Irrsinn des globalisierten Kapitalismus

Banker müsste man sein. Dann ginge man einfach einkaufen und wenn man merkt, dass das Geld für den prall gefüllten Warenkorb nicht reicht, lässt man beim Staat anschreiben. Da der Staat nichts außer unserem Geld hat, zahlen wir alle mit 18,2 Milliarden Euro, dass die Commerzbank, die nur noch vier Milliarden Euro wert ist, sich die Dresdner Bank leisten kann.

Sollte ich dasselbe bei meinem nächsten Aldi-Einkauf versuchen, würde ich des Geschäfts verwiesen und, wenn ich Pech habe, der Polizei übergeben. Aber leider haben meine paar fehlenden Kröten keine das System stabilisierende Wirkung. Und deshalb gilt für mich wie für die meisten von uns die Alltagsvernunft, für Commerzbankchef Martin Blessing der Irrsinn des globalisierten Kapitalismus.

Man sage jetzt nicht, dass das Geld schließlich nicht verloren sei. Denn wie will der Staat von einem Schuldner 18 Milliarden zurückbekommen, der nur vier Milliarden wert ist. Keine Bank ließe sich auf ein solches Geschäft ein. Es ist schon Skandal genug, dass frei flottierende Spekulationsgeschäfte uns in eine Krise gestürzt haben, die nur dank der Steuermilliarden hoffentlich nicht zur Katastrophe für alle wird. Aber es ist unerträglich, wenn Fehlentscheidungen, die sonst der Markt korrigiert, nun auch unter staatlichen Schutz gestellt werden. Wenn sich die Commerzbank mit der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hat, muss sie die Folgen davon tragen. Wenn für Porsche der Brocken Volkswagen zu groß sein sollte, muss er ihn wieder ausspucken, was geht das den Steuerzahler an?

So ganz allmählich stellt sich hier die Systemfrage. Offensichtlich muss eine Firma nur groß und volkswirtschaftlich wichtig genug sein, um sie im Ernstfall den für jeden Mittelständler geltenden Marktgesetzen zu entziehen. Doch dann sollte man so ehrlich sein und die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien wieder in die Parteiprogramme schreiben, wie es Die Linke noch immer tut.

Über die Definition des Schlüssels kann man nach der Entwertung von Kohle und Stahl zwar verschiedener Meinung sein, Autos und Banken gehören heute aber bestimmt dazu. Was auf Dauer allerdings nicht geht, dass sich der Bäcker oder Kfz-Meister von nebenan allein den Wind der Konkurrenz und des endlichen Scheiterns um die Nase wehen lassen muss. Wie hieß einst eine zündende Wahlkampfparole: Freiheit statt Sozialismus. Verstaatlichung statt Sozialismus begreift niemand.

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