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Mein Blick: Die Banker auf den Knien...

...und eine große Koalition: Es ist eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, meint Alexander Gauland.

Die Finanzkrise kennt Gewinner und Verlierer – nicht nur bei den Kreditinstituten, sondern auch bei ihren medialen Begleitern.

Jahrelang war jeder von gestern, der nicht dem globalen anglo-amerikanischen Kapitalismus das Wort redete, der noch von Kontrollen und Regelungen träumte, wo doch Deregulierung das Gebot der Stunde war. Pausenlos mussten die Skeptiker in den Volksparteien sich von den Henkel, Hundt und Barbier vorhalten lassen, dass sie die Zukunft nicht begriffen hätten und Deutschland den Anschluss verlieren würde, wenn es nicht so werde wie die anglo-amerikanische Finanzwelt.

Der Markt regelt alles, und staatliche Vorsorge ist von Übel: Das war das Credo derer, die vor der Sozialdemokratisierung der Union warnten und Horst Seehofer am liebsten in den Fluten des Inn versenkt hätten. Dass man von diesen klugen Köpfen jetzt so wenig hört, ist ein Lichtblick in dem Debakel. Was hätten sie auch zu sagen? Schließlich hat der Crash ihre Weisheiten zu Staub zermahlen.

Doch schon taucht eine neue Version der alten Staatsfeindschaft auf. Da haben Finanzaufsicht und Gesetzgeber noch gar nicht damit begonnen, der Gier der falschen Anlage- und Vermögensberater die Flügel zu stutzen, wird bereits vor Übertreibungen und Überregulierungen gewarnt.

Das altbewährte Prinzip des Gleichgewichts, das dieselben Leute nicht gelten lassen wollten, so lange die Blase wuchs, soll nun den Regulierern Einhalt gebieten, noch bevor sie den Machenschaften der Derivat-Erfinder und Kreditpaketverkäufer zu Leibe gerückt sind. Als ob die Verteilung von Brot auf Marken bevorstünde, wenn man die Produktpalette der Banken eindämmt. Viel zu lange haben viel zu viele soziale Marktwirtschaft mit schrankenlosem Kapitalismus übersetzt und dabei das Lob der Eigenverantwortung des kleinen Mannes gesungen, der weder wusste, noch wissen konnte, wie ihm geschah.

Doch das Fenster der Gelegenheit steht nicht lange offen. Haben sich die Popularisierer des neoliberalen Modells erst einmal von ihrem Schrecken erholt, werden die sozialistischen Gespenster neu aufgebügelt: von der Kapitalflucht bis zur Abkoppelung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Und irgendeiner heißt den Kampf gegen staatliche Eingriffe dann noch Freiheit statt Sozialismus. Diesmal darf sich die Politik davon nicht ins Bockshorn jagen lassen. So eine Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder – eine große Koalition und die Banker auf den Knien.

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