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Neue Verkehrsschilder: Dieses Schild trägt die amtliche Bezeichnung "durchlässige Sackgasse" und soll Fahrradfahrer und Fußgänger auf kleine Schleichwege hinweisen, die Autos nicht nutzen können.

© dpa

Neue Straßenschilder in Berlin: Wenn Erfindung auf Bürokratie trifft

Mit den Erfindungen ist das so eine Sache. Manche sind gut, andere eher weniger. Das musste auch unser Kolumnist Matthias Kalle feststellen.

In letzter Zeit sehe ich andauernd Menschen, die ihr Handy, also eigentlich ihre Smartphones, denn man sieht ja kaum noch Menschen mit Handys, die also ihr Smartphone beim Telefonieren nicht ans Ohr halten, sondern wie ein Walkie-Talkie vor den Mund. Ich habe da eigentlich gar keine Meinung zu, ich finde das nur etwas seltsam, denn Walkie-Talkies gab es doch schon vor 30 Jahren, und wenn mit denen alle glücklich gewesen wären, hätte man das Handy, später das Smartphone, ja nicht erfinden müssen. Aber vielleicht erfindet ja jetzt einer ein Walkie-Talkie mit Internetzugang, das wäre doch was, oder?

Na ja, wahrscheinlich wäre das nichts – ich habe keine Ahnung von Erfindungen, ich habe selbst noch nie etwas erfunden, vielleicht liegt das daran, dass ich in meinem Leben noch nie einen Mangel verspürt habe, den ich hätte beheben müssen. Ich wäre zum Beispiel auch nie auf die Idee gekommen, dass man neue Straßenschilder erfinden müsste, aber irgendjemand kam auf diese Idee, und deshalb gibt es seit dem 1. April neue Straßenschilder, unter anderem eines, das darauf hinweist, dass es am Ende einer Sackgasse ein Durchgang für Fußgänger und Radfahrer gibt.

Es waren nicht wenige, die das für einen Aprilscherz hielten, denn schließlich müsste man doch dafür sorgen, dass es eher weniger Straßenschilder gibt – und nicht mehr! Die Sache mit den Schildern befeuerte all die Vorurteile und Meinungen, die sich die Deutschen zur Bürokratie im Laufe der Jahrzehnte gebildet haben – die Bürokratie hat demnach in der Bevölkerung ein ähnliches Ansehen wie Politiker und die Bahn. Während es sich bei der Bürokratie und bei Politikern übrigens um sehr alte Erfindungen handelt, ist die Bahn eine relativ neue Erfindung – und im aktuellen „Spiegel“ steht eine sehr interessante Geschichte über die Bahn, es geht darin um die Hassliebe der Deutschen zur Bahn, darum, dass es eigentlich ein kompletter Wahnsinn ist, wenn man glaubt, die Bahn könne zu hundert Prozent pünktlich sein. Achtzig Prozent sei das machbare.

Da kann man auch nix erfinden, das ist einfach so, allerdings werden für die Bahn andere Dinge erfunden, ständig, zum Beispiel machen sich Menschen Gedanken darüber, wie man mehr Wasserdruck in die Bahntoiletten bekommt, und eigentlich sollte man froh sein, dass es Menschen gibt, die sich über so etwas Gedanken machen.

Meine aktuellen Lieblingsmeldungen beginnen so: „Forscher einer kalifornischen Universität haben eine Studie veröffentlicht...“ Eine Meldung, die so beginnt, hebt sofort die Laune, denn was die in kalifornischen Universitäten so alles erforschen, das kann man sich überhaupt nicht vorstellen! So hat ein Ökonom an der Universität Kalifornien in Los Angeles vor kurzem herausgefunden, dass gebildetere Menschen im Alter weniger schrumpfen als ungebildete Menschen. Das behauptet der nicht – das hat er erforscht!

Was würde wohl passieren, wenn kalifornische Universitäten sich mal um die Deutsche Bahn und um deutsche Verkehrsschilder kümmern würden?

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