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Nicht lustig. Findet zumindest Matthias Kalle.

© dpa

Zensur-Vorwurf gegen WDR: Warum hat Carolin Kebekus überhaupt eine Sendung?

Die Komikerin Carolin Kebekus wirft dem WDR Zensur vor, weil er einen ihrer Beiträge nicht senden wollte. Der eigentliche Skandal ist ein ganz anderer, meint Matthias Kalle.

Kennen Sie Carolin Kebekus? Hätten ich Sie das vor einer Woche gefragt (als diese kleine Kolumne leider nicht erschienen ist – meine Vermutung ist: Zensur), dann hätten Sie wahrscheinlich nur müde mit den Achseln gezuckt. Heute aber, heute wissen Sie natürlich, dass das eine Komikerin ist, der vom WDR ganz übel mitgespielt wurde, weil der Sender ein Video der Frau nicht zeigen wollte, das Teil der Sendung „Kebekus!“ sein sollte, die am Mittwoch im ARD-Spartenkanal Eins Festival lief. Es gibt jetzt nicht wenige, die von Zensur sprechen, die Freiheit der Kunst anmahnen und darauf hinweisen, dass Satire alles dürfe.

Kann sein. Satire muss aber vor allem auch eines sein: lustig. Und das ist das eigentliche Problem, das Carolin Kebekus hat, und das wieder einmal vor lauter Aufregung niemand erkannt hat. Weder das Video in seiner Ursprungsversion noch Carolin Kebekus sind lustig – und der Skandal besteht nicht darin, dass der WDR dieses Video bearbeitet hat. Der Skandal besteht darin, dass der WDR Carolin Kebekus überhaupt eine Sendung gegeben hat. Aber darüber regt sich wieder einmal niemand auf.

Kann ich ja machen. Also: Kebekus ist 33 Jahre alt und fiel im Fernsehen erstmals unangenehm auf, als sie 2006 in der zurecht längst vergessenen RTL-Sendung „Freitag Nacht News“ den Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz parodiert hat. Von da an tauchte sie immer mal wieder in relativ schlechten Comedy-Formaten auf, vorzugsweise bei den Privatsendern. Als sie dann im Februar im Rahmen der sehr guten „heute show“ einen Auftritt hatte, irritierte das ein wenig, denn warum sollte die Macher des Formats plötzlich das Niveau senken wollen. Immerhin durfte sie kurz darauf beim „Satire-Gipfel“ der ARD zeigen, was sie kann, und das geht dann so: „Ich würde mich nicht wundern, wenn demnächst in soner Hostie neben dem Leib Christi auch ein Stück vom Leib Fury gefunden wird.“ Oder: „Ich sehe Micaela Schäfers Titten öfter als meine eigenen.“ Solche Sachen. Und das Video, dass der WDR nicht senden wollte (und das sich alle gerne auf Youtube anschauen können), ist so eine Art „kirchenkritischer Rap“, in dem Kebekus im Nonnenkostüm so was von sich gibt: „Sonntags in der Messe, zieh ich nur ne Fresse.“ Oder: „Er ist meine Bank, nur für ihn zieh ich blank.“

Der eigentlich Skandal hätte darin bestand, wenn man nicht dagegen vorgegangen wäre – der Skandal besteht mit Sicherheit nicht darin, dass der WDR sich gegen die Ausstrahlung entschieden hätte. Ein kleiner Nebenskandal besteht allerdings in der Tatsache, wem dies alles eigentlich nutzt, nämlich Carolin Kerbekus, die plötzlich eine mediale Aufmerksamkeit bekommt, die sie nicht verdient – auch durch diese Kolumne (wenn sie denn online gestellt wird und nicht – wie vielleicht vergangene Woche – zensiert wird).

Angeblich hat RTL Interesse an der Frau. Warum nicht? Der Sender hat ja bereits genug Menschen im Portfolio, die von Beruf nicht lustig sind, allen voran Bülent Ceylan (bester Gag: „Männnhähhhhhm!“). Und vielleicht brauchen wir keine Sittenwächter in diesem Land, aber bestimmt brauchen wir eine Gagpolizei: fähige Leute, die überprüfen, ob jemand lustig genug ist, um im Fernsehen auftreten zu dürfen. Das wäre doch eine sinnvolle Ausgabe von Gebührengeldern.

Ich denke da an eine Art Behörde, die Leitung übernimmt Harald Schmidt, führende Mitarbeiter wären Anke Engelke und Olli Dittrich, außerdem im Team: Bastian Pastewka, Olli Schulz, Jan Böhmermann und Oliver Welke. Jeder, der im Fernsehen lustig sein will, muss bei der Gagpolizei vorstellig werden. Und wenn denen dann nicht gefällt, was sie sehen, dann wird eine Strafe verhängt: zwei Auftritte beim „Satire-Gipfel“. Ganz im ernst.

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