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Angela Merkels Sicht auf die DDR: Anpassung und Aufbegehren

Es mag Angela Merkel klar sein, dass das Thema DDRVergangenheit ein schwieriges Terrain ist. Anders ist nicht zu verstehen, dass sich die Bundeskanzlerin während ihrer bisherigen Amtszeit mit grundsätzlichen Äußerungen über den Charakter der DDR vornehm zurückhielt.

Von Matthias Schlegel

Von gelegentlichen Hinweisen auf Sozialisierungserfahrungen im Osten abgesehen, mit denen sie in kleinen Runden oder im Ausland gern mal Ahnungslose erheiterte, die die DDR irgendwo knapp vor Sibirien verorteten. Nun, im Jubiläumsjahr der friedlichen Revolution, ist auch Merkel stärker denn je gefordert, in die Vergangenheit zu blicken.

Das ist umso schwieriger, je weiter der Blick greift: Die vergangenen 20 Jahre lassen sich mit Hinweis auf Reisefreiheit und gesunde Umwelt durchaus als Erfolgsgeschichte verkaufen. Erst recht verdienen das Aufbegehren des Volkes vor zwei Jahrzehnten, die Unerschrockenheit der Bürgerrechtler und Opponenten den ehrlichen Respekt. Doch dann, weiter zurück, wird es schwierig, gleichermaßen politisch korrekt und verbindlich zu sein. Da kann gerade eine, die ganz genau wissen müsste, wie schwierig das Manövrieren zwischen Anpassung, Rückzug und Aufbegehren war, mit falschen Worten eine Menge Porzellan zerschlagen.

Denn die DDR-Vergangenheit polarisiert. Weil die meisten Ostdeutschen die Kritik am System als Kritik an ihrem selbstgewählten Lebenskonzept deuten. Das ist Angela Merkel bewusst. Deshalb wählt sie ihre Worte mit Bedacht. Vielleicht sogar jene, mit denen sie ausgerechnet im ehemaligen Stasi-Gefängnis bekennt, dass auch sie mal von der Staatssicherheit angeworben werden sollte. Da gibt sie mehr von sich preis, als sie muss. Die Genugtuung der einen wiegt das Befremden der anderen auf. Man könnte es Taktik nennen.

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