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Angst vor dem Börsencrash: Risiken vergesellschaftet

Es ist die blanke Panik, die derzeit an den Finanzmärkten regiert. Anleger verkaufen ihre Aktien, Banken schließen ihre Fonds, die Kurse purzeln, und Analysten, die vor wenigen Wochen noch Rekordstände an der Börse vorhergesagt hatten, zeichnen die Zukunft nun in düsteren Farben.

Auslöser der Börsenturbulenzen war, dass viele Amerikaner die Kredite für ihre Häuser nicht mehr abbezahlen können. Doch die größte Schuld an der Situation tragen die Banken, die sehenden Auges in die Krise gelaufen sind und die Risiken einfach weitergereicht haben.

Dass sich auf dem US-Immobilienmarkt eine Blase bildet, die irgendwann platzen könnte, war allen Beobachtern schon seit vielen Monaten bekannt – auch den Banken. Trotzdem fütterten sie das System weiter. Es lief ja so gut. Weil die Zinsen niedrig waren und die Finanzbranche im Geld schwamm, vergaben amerikanische Banken und Immobilienfinanzierer leichtfertig Kredite an Hausbauer, selbst wenn diese sich das Haus eigentlich nicht leisten konnten. Dass die Zinsen irgendwann wieder steigen würden und die Verbraucher ihre Kredite vielleicht nicht mehr zurückzahlen könnten, blendeten sie aus. Stattdessen gaben sie die Kredite und die damit verbundenen Risiken an große Investmentbanken. Diese bündelten die Darlehen in komplexen Finanzkonstrukten und verkauften diese auf dem Kapitalmarkt. Wie ein Paket mit einer vergifteten Torte wurden die Kredite reihum weitergereicht, ohne dass sich jemand getraut hätte, das Päckchen zu öffnen. Die Banken verdienten prächtig an diesem System und meldeten Rekordgewinne.

Nun, wo sich viele Kredite als wertlos erweisen, will niemand mehr etwas mit der Sache zu tun haben. Die Banken halten verzweifelt ihr Geld zusammen und verschärfen damit die Krise. Sie rufen die Zentralbanken zur Hilfe – öffentliche Institutionen, die nun mit öffentlichem Geld aushelfen müssen.

Das Päckchen mit dem Gift, das niemand haben wollte, ist nun bei den Anlegern gelandet. Sie haben ihr Geld in Fonds und Aktien investiert und müssen nun dem rasanten Wertverlust zusehen.

Zwar machen die direkt von der Krise betroffenen Fonds, die die Banken jetzt reihenweise schließen müssen, nur einen kleinen Teil des Marktes aus. Doch die Angst vor einer Ausbreitung der Krise lässt die Aktienkurse auch in Deutschland auf breiter Front fallen. Die Anleger flüchten in sichere Staatsanleihen, die noch vor kurzem als langweilig galten, weil sie weniger Rendite abwerfen.

Um die Krise zu mildern, dürfen sich die Banken nicht auf die Zentralbanken allein verlassen. Sie sind jetzt selbst gefragt. Es gilt, eine Panikreaktion zu verhindern. Dass ihnen das Geld bei Darlehen für Finanzinvestoren nicht mehr so aufreizend locker sitzt wie bisher, wird jeder verstehen. Doch die normalen Unternehmen dürfen nicht unter einer verknappten Kreditvergabe leiden. Sonst kann sich die Finanzmarktkrise ganz schnell zu einer Konjunkturkrise ausweiten.

Ein Kommentar von Stefan Kaiser

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