zum Hauptinhalt
Anpfiff: Am Freitag beginnt die neue Bundesliga-Saison.

© dpa

Anpfiff zur Bundesliga: Dabei sein wollen alle

Am Freitag startet die Bundesliga, die aus drei Gründen funktioniert: Erstens, weil sie eine solide Basis hat. Zweitens, weil der Rückhalt der Fans nicht schwindet. Drittens, weil die Nationalmannschaft zu begeistern vermag. Die Branche Bundesliga hat noch Potenzial. Spielerisch.

Geht’s schon wieder los? Heute startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison – und alle sind sie wieder da: Feierbiest Louis van Gaal mit Weinglas und Taktiktafel, Diktator Felix Magath, der mit Millionen und Sympathien jongliert, auch Michael Ballack als gestutzter Star in der Trutzburg Leverkusen – und natürlich wir, die Fans eines Sports, der so leicht begeistern kann. Mit einfachen Regeln, mit ein paar Stars, mit dem Kern eines jeden guten Spiels: Das einzig Vorhersehbare ist die Unvorhersehbarkeit.

Natürlich sind die Emotionen des Fußballs längst ein Geschäft. Das Unterhaltungsprodukt Bundesliga muss möglichst kalkulierbar sein, zumindest für jene, die es verkaufen. Die Bundesliga setzt jährlich zwei Milliarden Euro um und führt gut eine halbe Milliarde an Steuern ab. Dafür muss sie Einnahmen generieren, die den Fans zuweilen wehtun. Vor allem in ihrer Seele.

Die Spieltage sind auseinandergerissen, damit das Bezahlfernsehen noch ein bisschen exklusiver sein kann. Die Werbeeinblendungen nerven nicht mehr nur an den Eingängen der nach Sponsoren benannten Stadien, sondern selbst bei jedem Eckball. Und aus den VIP-Logen drängen immer mehr Geldgeber in die Chefetagen, die sich als Mäzene mit dem Trainer streiten (TSG Hoffenheim) oder als Investoren in die Transferpolitik einmischen (Hamburger SV). Aber trotz dieses Ärgers unterm Tribünendach und ungeachtet der Gefahren, die aus einem sich schneller drehenden Geldkreislauf erwachsen, ist festzuhalten: Die Bundesliga hat sich zum erfolgreichsten Geschäftsmodell im europäischen Fußball entwickelt.

Schon die Eintrittspreise sind mit durchschnittlich 20 Euro vergleichsweise moderat. In Englands Premier League und Spaniens Primera Division ist mehr als das Doppelte fällig, und Italiens Serie A ist wegen regelmäßiger Krawalle und Korruptionsskandale kein Ausflugsgebiet für Familien. Anders die Bundesliga: Die modernen Stadien sind voll mit Jedermann, Eventfans sitzen neben Kuttenträgern, ein paar Reihen weiter erklärt die Mutter ihrem Kind die Abseitsregel. Im Schnitt werden mehr als 40 000 Menschen bei jedem Spiel dabei sein.

Auch im Berliner Olympiastadion wird sich heute so viel Publikum versammeln. Gemeinsam wollen die Zuschauer Erstliga-Gefühl simulieren beim frühabendlichen Neustart von Hertha BSC in der Liga dahinter. Die Hauptstadt mag zweitklassig spielen, dafür wenigstens doppelt: Für viele Fans des 1. FC Union geht es in diesem Fußballjahr um nicht mehr als den Derbysieg. Aber auf alle Fälle nicht um weniger.

Dabei sein beim Unvorhersehbaren – so einfach funktioniert die Faszination Fußball. In Deutschland geht das gut aus drei Gründen. Erstens, weil die Bundesliga eine solide Basis hat – zumindest solange der geldgebende Bezahlsender Sky wenigstens auf einem Bein steht. Zweitens, weil der Rückhalt der Fans nicht schwindet – zumindest solange Investoren nicht die Vereine komplett übernehmen dürfen. Drittens, weil die Nationalmannschaft zu begeistern vermag – zumindest solange die Streitereien innerhalb des DFB nicht überhandnehmen.

Die jungen, aber gereiften Nationalspieler kehren von einer furiosen Weltmeisterschaft zurück in ihre Vereine. Ausgebildet wurden sie in den Nachwuchszentren der Bundesligisten, nun sind sie begehrt in aller Welt. Sie bergen ein Versprechen: Die Branche Bundesliga hat noch Potenzial. Spielerisch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false