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Meinung: Anschläge auf den Frieden: Auf dem Balkan flammt die Gewalt auf

Die albanischen Hasardeure in Südserbien dürften nicht mehr länger ungestraft zündeln. Die Führung in Belgrad hat der Minderheit im Presevotal ein faires Angebot gemacht.

Die albanischen Hasardeure in Südserbien dürften nicht mehr länger ungestraft zündeln. Die Führung in Belgrad hat der Minderheit im Presevotal ein faires Angebot gemacht. Nun ist es an den Vertretern der Albaner, das neue Serbien beim Wort zu nehmen. Die albanischen Rebellen in der Pufferzone zum Kosovo haben dem Gespräch jedoch von vornherein eine Absage erteilt. Man will gar nicht reden. Man setzt unbeeindruckt von den Konsequenzen weiterhin auf Gewalt. Albanische Rebellen sprengen serbische Polizisten in die Luft und hoffen dann in sicherer Deckung auf den Gegenschlag. Damals, im Kosovo, haben serbische Einheiten als "Antwort" ganze Dörfer niedergebrannt. Doch das geht jetzt zum Glück nicht mehr. Die Hardliner unter den Albanern scheinen dies jedoch noch nicht begriffen zu haben. Jemand müsste da mit den Kommandanten der Rebellentruppe mal Klartext sprechen.

Die Nato wäre dazu am besten geeignet. Schließlich hat das Militärbündnis Belgrad die Pufferzone beim Einzug in den Kosovo auch aufgezwungen. Heute, da zwischen Belgrad und Brüssel Tauwetter herrscht, ist der Sicherheitsabstand der serbischen Einheiten zu den Nato-Friedenstruppen im Kosovo (Kfor) ohnehin überflüssig. Selbstverständlich darf man serbische Polizei und Armee nicht einfach in die Pufferzone zurückschicken. Die Kfor müsste die Entwaffnung der albanischen Rebellen streng überwachen. Parallel muss das Belgrader Angebot an die Minderheit im Presevotal zügig realisiert werden. Polizeieinheiten, die sich schon im Kosovo die Hände blutig gemacht haben, sollten nicht ausgerechnet in den albanischen Gemeinden Südserbiens stationiert bleiben. Die Autorität Belgrads wird im Presevotal eher akzeptiert, wenn sich in der Polizei auch die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelt.

Da die Fronten verhärtet sind, ist Tempo gefragt. Das gleiche gilt für den Kosovo, wo am Freitag der Anschlag auf einen Buskonvoi mit Serben in Erinnerung gerufen hat, dass der Krieg dort noch nicht zu Ende ist. Zwischen der Eskalation im Kosovo und im Presevotal besteht ein direkter Zusammenhang. Hardliner und bewaffnete Kämpfer haben beiderorts die Intiative ergriffen. Im Westen hatte man nach dem Einmarsch der Nato-Truppen und nach dem Sturz von Milosevic vorschnell den Eindruck, der Balkan sei jetzt als Problemherd abgehakt. Entsprechend hat die internationale Gemeinschaft in Pristina die Zügel schleifen lassen. Man freut sich über den "Sieg der Demokratie" in Belgrad und hat den Konflikt im Kosovo schon fast wieder vergessen. Der Kosovo wird mehr schlecht als recht nur noch verwaltet, und das Ziel der Reise ist heute unklarer denn je. Eigentlich wollte die internationale Gemeinschaft dieses Jahr im Kosovo allgemeine Wahlen abhalten. Auch von einer Verfassung war die Rede. Beides wäre dringend notwendig. Denn nur so können die Kosovaren eine politische Führung bestimmen, die sich mit Vertretern Belgrads an einen Tisch setzen könnte.

Wenn der Westen weiter zögert, werden die Hardliner die Initiative behalten.

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