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Arabische Welt: Der Frühling geht weiter

Zwei Tote bei Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in Kairo, der gerade erst zum Symbol des friedlichen und erfolgreichen Aufbegehrens der Ägypter und der Araber überhaupt gegen ihre despotischen Herrscher geworden ist. Nebenan in Libyen sprechen die Waffen, in Syrien werden Demonstranten niedergemetzelt, in Bahrein sorgen ausländische Armeen für Ruhe.

Zwei Tote bei Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in Kairo, der gerade erst zum Symbol des friedlichen und erfolgreichen Aufbegehrens der Ägypter und der Araber überhaupt gegen ihre despotischen Herrscher geworden ist. Nebenan in Libyen sprechen die Waffen, in Syrien werden Demonstranten niedergemetzelt, in Bahrein sorgen ausländische Armeen für Ruhe. Ist die Bewegung, die so überraschend schnell von Tunesien auf andere Länder übersprang, schon wieder zu Ende?

Die andauernden Demonstrationen und Unruhen beweisen das Gegenteil. Fast in jedem Land der arabischen Welt wagen sich die Menschen nach Jahrzehnten des Schweigens auf die Straße. Der brutale Umgang mit dem Ungehorsam in Syrien, Bahrein oder Jemen zeigt nur noch einmal deutlich, warum es in Tunesien und Ägypten funktioniert hat: Die Armee hat in beiden Ländern nicht mit Gewalt das Regime verteidigt. Ben Ali ergriff die Flucht. Mubarak kann man vorwerfen, dass er geglaubt hat, ohne ihn versinke das Land im Chaos. Aber er war aufgeklärt, zivilisiert und nationalistisch genug zu begreifen, dass er dafür nicht sein Volk niedermetzeln kann. Daher sind Tunesien und Ägypten mittlerweile in einer Übergangsphase, der Umbau von Staat und Gesellschaft hat begonnen. Dass dies ein Prozess ist, ein langer und holpriger Weg, ist keine überraschende Erkenntnis. Die Demokratie-Aktivisten in beiden Ländern sind sich dessen bewusst. Andere Teile der Protestbewegung mögen naiv geglaubt haben, mit dem Sturz der Herrscher ändere sich schlagartig alles. Der jetzt zu beobachtende Machtkampf mit dem regierenden Militär in Ägypten ist eine Facette des Übergangsprozesses – eine entscheidende.

Davon sind die anderen arabischen Länder weit entfernt. In Libyen hat der Transformationsprozess in einem Landesgebiet begonnen, in anderen Teilen der Region hat er noch nicht angefangen. Doch Tunesien und Ägypten haben bewiesen, wie groß ihre Strahlkraft ist. Und in beiden Ländern ist bereits viel passiert, von Verfassungsänderungen über Abschaffung von Sicherheitsdiensten bis zu Parteigründungen. Tunesier und Ägypter hatten den Westen verwöhnt mit der Geschwindigkeit, mit der sie ihre Despoten hinweggefegt haben. Das kann auch Jahre dauern. Und der Umbau eines Systems braucht ohnehin mehr Zeit.

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