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Arcandor: Nach dem Mund geredet

Der goldene Handschlag, mit dem sich Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick nun verabschiedet, ist eine Beleidigung für jede Verkäuferin von Karstadt, die um ihren Job fürchtet.

Die Kanzlerin spricht mit des Volkes Stimme. Für 15 Millionen Euro Abfindung nach sechs Monaten Arbeit und augenscheinlichem Misserfolg hat Angela Merkel wenig Verständnis. Man müsse überlegen, was man da machen könne, sagte sie. Recht hat sie: Der goldene Handschlag, mit dem sich Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick nun verabschiedet, ist eine Beleidigung für jede Verkäuferin von Karstadt, die um ihren Job fürchtet. Was die Kanzlerin nicht sagt: Ihre Regierung hat gerade erst versucht, gegen die Exzesse bei den Managergehältern vorzugehen. Jedoch nur halbherzig. Erst Anfang August ist ein Gesetz zur Begrenzung solcher Gehälter in Kraft getreten. Seitdem muss sich etwa das Salär eines Chefs auch am langfristigen Erfolg bemessen, nicht nur am kurzfristigen Aktienkurs. Auf laufende Verträge hat das neue Gesetz keinen Einfluss, insofern war an der Abfindung für Eick nichts zu ändern. Dennoch wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Versäumnisse des Gesetzgebers. Eicks Millionen garantierte nicht Arcandor selbst, sondern der Hauptaktionär, unabhängig von der Entwicklung des Unternehmens und der Arbeitsplätze. Das wird auch künftig möglich sein. Das hat die Kanzlerin unterschlagen. Kein Wunder. Sie wirbt ja um Volkes Stimme.

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