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Asylbewerber: Gestern und heute

Ausgerechnet am Tag nach der Einweihung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma wiederholt der Innenminister seinen Vorwurf, serbische und mazedonische Roma seien Asylbetrüger. Das ist unwürdig.

Na so was. Die Asylbewerberzahlen aus Serbien und Mazedonien haben sich binnen weniger Monate verdreifacht – da muss doch was geschehen! Die jüngsten Septemberwerte bewegen sich um die sensationelle Größe von knapp 1000 Mazedoniern und 1900 Serben. Dann aber nichts wie Zugbrücke hoch, Visafreiheit weg, Deutschland abdichten. Schließlich ist man schon jetzt „überlastet“. Eine „absurde Situation“. Ob Innenstaatssekretär Ole Schröder wirklich weiß, was er sagt? Absurd ist das Jammern des stärksten EU-Landes, das sich vor ein paar Menschen fürchtet, die es auch noch als „Wirtschaftsflüchtlinge“ denunziert. Als handle es sich um Leute, die zum Maßanzug auch noch die Rolex forderten, und nicht um Bitterarme – was sowohl wirtschaftlich gilt wie auch für ihre Teilhabemöglichkeiten in den Heimatländern auf dem Balkan. Und dieses unwürdige Gewimmer geht gerade mal einen Tag nach der feierlichen Einweihung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma über die Nachrichtenagenturen. Man weiß nicht, ob im Innenministerium die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Oder ob man dort nach dem Gedenken an den Nazi-Massenmord an den „Zigeunern“ bewusst einen Gegenakzent setzen wollte. Wer so grobschlächtig den rechten Rand bedient, befestigt ihn.

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