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Atomkraft: Brücke ins Nichts

Den Regierenden geht es nicht ums Prinzip, sie setzen sich gern zwischen die Stühle. In Sachen Atomkraft ist diese Haltung töricht.

Die Halbwertszeit ist bei Meinungen meist geringer als bei radioaktiven Stoffen. Welcher Standpunkt hält schon eine Ewigkeit? Trotzdem ist es befremdlich, dass Otto Schily und Wolfgang Clement zwar der rot-grünen Koalition angehörten, die den Atomausstieg als eines ihrer zentralen politischen Projekte durchsetzte, aber inzwischen gemeinsam mit Wirtschaftsbossen längere Laufzeiten fordern. Nun haben die beiden Herren nichts mehr zu bestimmen; die Kronzeugen der Atomlobby liegen gleichsam schon im Abklingbecken. Dennoch ist ihre groteske Parteinahme auf einer Unterschriftenliste ein Symptom. Auch den aktuell Regierenden geht es nicht ums Prinzip. Dieser Mangel ist in Sachen Atomkraft – siehe Halbwertszeit – mindestens töricht. Von einer Brückentechnologie spricht die Kanzlerin gerne und will sich damit offenbar bewusst zwischen die Stühle setzen. Der Ausstieg soll kommen, aber erst irgendwann. Dabei gibt es eigentlich gar keine Notwendigkeit, einen neuen Atomkonsens zu finden, denn vor gerade mal zehn Jahren haben Staat und Wirtschaft sich klar geeinigt. Allein die Kassenlage ist ein Argument für längere Laufzeiten – aber wie tragfähig ist es? Die Brücke droht ins Nirgendwo zu führen.

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