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Meinung: Auf anderen Ebenen

Von Stephan-Andreas Casdorff

Nun soll alles ganz schnell gehen. BadenWürttembergs CDU beschleicht wohl doch die Angst, dass ihr Theater um die Teufel-Nachfolge noch ganz andere Folgen haben könnte. Denn je länger es dauert, desto mehr freut sich die SPD. Man muss nur mal die Mienen der Sozialdemokraten aus dem Ländle sehen. Hat ihre Ute Kumpf in der OB-Wahl in Stuttgart schon ganz ordentlich abgeschnitten, so würde ihre Ute Vogt auf Landesebene jetzt auch zulegen. Und das kann den sieggewohnten Christdemokraten ja nun gar nicht recht sein, dass es ihnen ergeht wie den Parteifreunden in Sachsen, nachdem sich ihr erfolgreicher Ministerpräsident Kurt Biedenkopf im Groll verabschiedet hatte.

Diese erste Analogie, der beleidigte Rückzug eines vermeintlich bedauernswerten, von Missgunst Verfolgten, ist augenfällig. Eine zweite hat nichts mit Biedenkopf, vielmehr mit Helmut Kohl zu tun. Es mutet schon seltsam an, wie sich ausgerechnet Teufel verhält, der damals auf Kohls vorzeitigen Abgang drang. Von wegen Intrige: Erstens will hier einer wie damals Kohl zum Abschied seinen Kopf durchsetzen, koste es, was es wolle, ohne Rücksicht auf das Wohl und Wollen der CDU. Zweitens scheint eine Welle der Moral die Frage nach der nötigen Kompetenz und nach der Verankerung in der Landes-CDU zu überspülen. Wenn es nur danach ginge, wer Baden-Württemberg besser voranbringt, wäre die Wahl nach Lage der Dinge klar. Es hält sich keiner 13 Jahre als Fraktionschef, der nicht politisch breit genug angelegt ist, das Amt des Regierungschefs auszufüllen. Zumal der laut Verfassung immer aus den Reihen der stärksten Fraktion gewählt wird. Siehe Teufel.

Worum es nicht geht, nicht gehen kann, ist die Frage, ob Annette Schavan, die sich auch bewirbt, allein lebt oder nicht. Ob sie Junggesellin ist oder nicht. Das ist nicht wichtig – wird aber auch von ihren Anhängern zum Thema gemacht, um es dem innerparteilichen Gegner anlasten zu können. Wenn schon, dann läuft hier eine Intrige, zugegeben auf innerparteilich hohem Niveau. Und die Diskussion darüber, wer denn nun wie und wann Teufel ablösen kann, ist auch nicht zuerst von Oettinger auf die Agenda gesetzt worden.

Bei genauem Hinsehen stellt sich heraus: Keiner und keine soll die hehre Unschuld geben. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, einen dritten Kandidaten auszurufen. So schnell wie möglich.

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