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Meinung: Auf dem besten Weg zum Wahlbetrug

Klaus Wowereit beherrscht sein Handwerk. Seit der Wahl gelingt es ihm wunderbar, die Koalitionsoptionen immer gleich stark zu halten.

Klaus Wowereit beherrscht sein Handwerk. Seit der Wahl gelingt es ihm wunderbar, die Koalitionsoptionen immer gleich stark zu halten. Neigt sich die Debatte zu Rot-Rot, fängt er an, gelb zu blinken. Entsteht der Eindruck, die Ampel sei schon beschlossen, zwinkert er zu Gysi hinüber. So werden alle möglichen Koalitionspartner in ständiger Begierde gehalten. Am Ende werden sie nur noch eines sein: weich.

Zum Thema Online Spezial: Berlin hat gewählt Wahlergebnisse: Direktmandate, Stimmenanteile und Sitzverteilung Foto-Tour: Bilder vom Wahlabend Jetzt schon weich werden die Grünen. Mit ihnen treibt der Regierende Spielchen - um die Akzeptanz von Rot-Rot zu erhöhen, lanciert er Rot-Rot-Grün. Die Grünen dienen dabei als eine Art Schluckhilfe für das an einem rein roten Senat noch leicht herumwürgende Westpublikum. Erstaunlich, dass die Grünen so willig mit sich spielen lassen.

Sind sie schlechtere politische Handwerker? Sie wissen schon, wie es geht, aber etwas in ihnen ist stärker als die Klugheit - zwei widerstreitende Gefühle: Auf der einen Seite wollen die Grünen unbedingt an die Macht, und sei es nur ein Mächtchen. Man kann das verstehen, nach zwanzig Jahren Landespolitik, in denen sie nur zweieinhalb Jahre mitregieren durften - genug, um das Machtbedürfnis der Partei anzufachen, aber viel zu wenig, um es zu befriedigen. Und dann werden viele Protagonisten langsam alt. Wenn sie jetzt nicht dran kommen, droht alsbald die Rente. Ihr politischer Johannistrieb zieht die Berliner Grünen hinan.

Auf der anderen Seite zieht sie etwas hinab - das Milieu. Man hatte sich so gemütlich eingerichtet: Hinten in der Ecke steht der Anti-AKW-Leuchter mit Basis-Troddeln dran. In der Vitrine ruhen unter Glas die Forderungen des linken Anwaltsvereins, der Teppich ist geknüpft aus den Aktenschnipseln zahlloser Untersuchungsausschüsse. Und mitten auf dem großen WG-Tisch steht eine große Schale mit den Lieblingsressentiments. Und das allerliebste Lieblingsressentiment ist das gegen die FDP. Überhaupt. Und erst recht in Berlin. So vieles hat sich bei den Grünen geändert, aber eine Überzeugung blieb: dass man gegen die FDP war. Und jetzt das. Eine Ampel droht.

Diese Mischung aus Milieusehnsucht und Machtlust macht die Grünen blind für das Offensichtliche. In einer rot-rot-grünen Koalition sind sie überflüssig. Es würde ihnen so gehen wie in Sachsen-Anhalt, wo sich Rot-Grün von der PDS tolerieren ließ. Am Ende waren die Grünen am Ende, mit 3,2 Prozent. Nicht zuletzt würden sie bei einer Koalition mit PDS und SPD einen glasklaren Wahlbetrug begehen. Beide Spitzenkandidaten haben garantiert, kein "5. Rad am Wagen" sein zu wollen, auf den Plakaten stand: "Rot-Rot-Blocker". Einige Grüne wollen offenbar lieber ihre Partei moralisch und politisch ruinieren, als mit der FDP zu koalieren. Ob das eine vernünftige Politik ist?

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