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Auf den Punkt: Außenwette am Brandenburger Tor

Rüdiger Schaper über die Fernseh-Einheit

War es Marx, der gesagt hat, dass sich die Tragödie als Farce wiederholt? Und wenn das stimmen sollte, wäre die nächste Frage, als was sich eine friedliche Revolution wiederholt. Nun, das ZDF weiß Antwort. Im ZDF hat sich am Montagabend der Fall der Mauer als Außenwette wiederholt, allerdings unter Sauwetterbedingungen. Den Part von Günter Schabowski übernahm Thomas Gottschalk, sehr elegant in seinem Gehrock der Geschichte.

Auch der „Wetten, dass ...“-Moderator, der durch die Einheitsfeiern am Brandenburger Tor führte, hatte ominöse Zettel in der Hand. Auch Gottschalk ließ geschichtsträchtige Dinge geschehen, die man bis dato nicht für möglich gehalten hätte. Placido Domingo besang die „Berliner Luft“. Jon Bon Jovi (warum eigentlich der?) packte irgendeinen Song aus, dessen Refrain von den Byrds („Wasn’t born to follow“) und dem „Easy Rider“-Film geklaut war. Fünf Tenöre, Models für Herrenwinterbekleidung, knödelten Westernhagens Ode von der „Freiheit“. Die Fernsehregie brachte sogar das Kunststück fertig, den Lauf der Dominosteine aufzuhalten. Als Gottschalk abgab zu Guido Knopp, dem Sternstunden-Deuter des ZDF, war es eindeutig: Die Wiedervereinigung wurde in Mainz besiegelt. Mainz, wie es singt und lacht. Mit dem Zweiten flieht man besser. Nur Michelle Hunziker fehlte. Was vielleicht auch erklärt, warum Silvio Berlusconi auf der Ehrentribüne eingedöst ist.

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