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Frank Jansen

© Mike Wolff

Auf den Punkt: Den Kopf der Schlange abschlagen

Frank Jansen über die Erfolge im Afghanistankrieg

Von Frank Jansen

Die Fülle an Nachrichten zum Thema Afghanistan macht es manchmal schwer, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Gerade wenn es grell wird. Die heutige Protestaktion von Abgeordneten der Linksfraktion im Bundestag, die mit Plakaten der zivilen Opfer des Angriffs auf die Tanklaster bei Kundus gedenken und damit generell gegen den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch demonstrieren wollten, dürfte eher zur Kategorie der weniger wichtigen Meldungen zählen. Auch wenn Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) den Linken den Gefallen tat, sie schlagzeilenträchtig des Saales zu verweisen. Weit mehr Bedeutung kommt jedoch der vom Bundestag beschlossenen, unumgänglichen Aufstockung der deutschen Truppe in Afghanistan um 850 Mann zu - und den Nachrichten, die von den heftigen Schlägen der pakistanischen Sicherheitsbehörden gegen die Taliban im eigenen Land künden. Denn es zeichnet sich ab, dass Pakistan seine Strategie gegenüber den islamistischen Rebellen grundlegend ändert.

Die Festnahme von mittlerweile mindestens sieben führenden Taliban könnte den Kampf gegen den Terrorismus in einer Weise voranbringen, die zu Beginn des Jahres kaum jemand zu prophezeien gewagt hätte. Endlich erscheint es denkbar, den Taliban das bislang als sicher geglaubte Hinterland Pakistan wenn schon nicht komplett wegzunehmen, dann doch immer mehr einzuschnüren. Die politische und militärische Führung hat offenbar endlich begriffen, dass die lange vom Geheimdienst ISI geförderten Terroristen zu einer unkalkulierbaren Gefahr für die Sicherheit Pakistans mutiert sind. Wie es die Amerikaner und die Nato insgesamt schon lange warnend, mahnend und drohend gesagt haben. Nun scheint tatsächlich die pakistanische Staatsdoktrin hinfällig zu werden, die Taliban müssten gehegt werden, damit sie nach einem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan dort wieder ein pakistanfreundliches Regime etablieren. Denn freundlich gehen die Taliban mit Pakistan ganz und gar nicht um.

Die vielen Anschläge und die nur knapp vereitelte Umwandlung des Swat-Tals zum Gottesstaat en miniature künden von einem Fanatismus, der auf die Planungen pakistanischer Strategen keine Rücksicht nimmt und nur dem eigenen Willen verpflichtet ist, die Macht zu erobern: in Afghanistan - und in Pakistan. Nun wird auch hier stärker gegengesteuert. Und die Festnahme der halben Talibanführung ist vermutlich effektiver als jede Militäroperation der westlichen Truppen im Nachbarland Afghanistan - auch als der vom deutschen Oberst Klein befohlene Angriff auf die Tanklaster bei Kundus. Davon war auf den Plakaten der Linksfraktion allerdings keine Rede.

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