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Auf den Punkt: Er gehört zu mir

Stephan-Andreas Casdorff über Angela Merkel und Helmut Schmidt

Leipzig, Heldenstadt: Die Kanzlerin will heute Abend ihren Vorvorvorgänger, Helmut Schmidt, würdigen, der mit zunehmendem Alter ein immer größerer Held der Sozialdemokratie wird. Nach dem Motto: Er hat sich um die Republik verdient gemacht. Wenn das in den Foren nicht noch mehr Aufregung verursacht.

Warum? Weil Merkel ohnedies schon die sozialdemokratische Agenda okkupiert hat, die für 2010 und mehr, indem sie ein Thema nach dem anderen mit ihrer CDU verbindet. Ein Bündnis mit den Grünen ist für sie ein Projekt, wie es Rot-Grün für die vergangene Führungsgeneration der beiden Parteien einmal war. Dass Ole von Beust, Hamburgs Erster Bürgermeister, in der CDU für die Ökologie zuständig ist, hat auch etwas mit dem Gesamtklima zu tun. Der Witz ist schon bald keiner mehr: Merkel ist die beste sozialdemokratische Kanzlerin, die die SPD nie hatte.

Der Zukunft zugewandt bemächtigt sich Merkel nun auch noch des Erbes der SPD. Helmut Schmidt, kann sie sagen, ist eines ihrer Vorbilder, jedenfalls, was den Realismus betrifft, die Rationalität, die Logik seines Handelns. Ist Schmidt nicht auch, nur so als Beispiel, für die Atomkraft als Öko-Energie? Es gibt einiges für feine Stiche ins Herz der SPD, das erkennbar wieder weiter links schlägt.

Noch dazu, als die Kanzlerin auf diese Weise eine neue Koalition mit der auflagenstärksten deutschen Zeitung eingeht. Sie hat da eine wichtige Freundin, das ist das eine Bild. Das andere, das Merkel abgibt: Millionen werden es hören, sehen, lesen, wie überparteilich-souverän sie doch ist. Nie hat ein Kanzler seinem Vorgänger aus einer anderen Partei derartige Lorbeerkränze gewunden.

Ob Helmut Schmidt es passieren lässt? Nun, vor kurzem hat er hervorgehoben, dass Angela Merkel eine gebürtige Hamburgerin ist. Das klingt wie ein Lob, aus seinem Mund.

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