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Albrecht Meier

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: EU im Abseits

Albrecht Meier zum Europa-Endspiel

Gibt es Lehren, die man aus der Europameisterschaft ziehen kann? Kann sich die Politik vom Fußball etwas abgucken? Vielleicht eines: dass es sich lohnt zu kämpfen, bis zur letzten Minute. Das türkische Team hat es vorgemacht, die Mannschaft ist jetzt im Viertelfinale.

Die Europäische Union wäre auch gerne eine Runde weiter, aber sie ist gerade irgendwo steckengeblieben. Sie ist sozusagen in der Vorrunde gegen Irland ins Straucheln geraten. Die Iren haben den Lissabon-Vertrag abgelehnt. Ob die EU damit endgültig ihr nächstes Etappenziel verpasst, sprich eine verbesserte Handlungsfähigkeit, ist noch nicht entschieden. Wichtig wird sein, wie geschlossen die Gemeinschaft beim Gipfel Ende dieser Woche in Brüssel auftritt - und ob sie den Lissabon-Vertrag noch will, dem irischen "Nein" zum Trotz.

Ginge es in der Politik zu wie im Fußball, dann käme es am Ende nur auf Goalgetter wie den Türken Nihat Kahveci an. Einen, der das Spiel - so wie die EM-Partie gegen Tschechien - am Ende noch drehen kann. Aber so einfach ist das nach der Ablehnung des Lissabon-Vertrages in Irland nicht. Beim Fußball ist es möglich, dass herausragende Spieler einem Spiel ein Spiel prägen. Die Europäische Union erinnert dagegen an eine Mannschaft mit 27 Spielern, bei der der langsamste das Tempo bestimmt.

Außenminister Steinmeier hat vorgeschlagen, den derzeit lahmsten Spieler - Irland - eine Zeitlang nach Hause zu schicken. Weil das aber nicht so einfach geht, wird jetzt angestrengt über andere Lösungen nachgedacht. Man könnte aus der EU auch zwei Teams machen, eine erste und eine zweite Mannschaft. Die Rede ist vom "Europa der zwei Geschwindigkeiten". Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Das Spiel, das beim EU-Gipfel am kommenden Donnerstag eröffnet wird, hat sozusagen gerade erst begonnen.

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