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Auf den Punkt: Lapsus ohne Druck

Hans Monath zu Cem Özdemir und Kohlekraftwerken

Von Hans Monath

Manchmal passieren die Fehler gerade dann, wenn die größte Gefahr vorüber scheint und die Anspannung nachlässt.

Es war ein Rennen mit offenem Ausgang, das sich Cem Özdemir und Volker Ratzmann um die Nachfolge des Grünen-Parteichefs Reinhard Bütikofer lieferten. Und so lange die Konkurrenz dem Europaabgeordneten im Nacken saß, so lange arbeitete er so hoch konzentriert, dass ihm kein Lapsus unterliefen. Kaum zieht Ratzmann aber seine Kandidatur zurück, weil er mit seiner Lebensgefährtin ein Kind bekommt, kaum scheint also der Weg an die Parteispitze offen, stößt Özdemir seine Parteifreunde vor den Kopf und richtet gehörige Verwirrung an. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Spezialisten der Grünen-Bundestagsfraktion fern von Berlin ein Positionspapier zur Energiepolitik ausarbeiten, wird bekannt, dass der designierte Parteichef neue Kohlekraftwerke nicht in jedem Fall für schädlich hält.

Das natürlich ruft sofort die Kritiker auf den Plan, denn die Grünen wollen ein Kohlemoratorium, wonach keine neuen Kraftwerke gebaut werden, solange sie noch CO2 emittieren. Inzwischen hat Cem Özdemir klar gestellt, dass er von dieser Linie nicht abweicht. Doch auch wer in der Politik Missverständnisse ermöglicht, macht einen Fehler. Cem Özdemir hat hart an sich gearbeitet, um seinen Ruf als nicht rundum sattelfester Grünen-Vertreter loszuwerden. Doch viele Parteifreunde werden nun genau darauf achten, ob dem einen Fehler noch weitere folgen.

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