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Ralf Schönball

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Mediaspree wurde nicht versenkt

Ralf Schönball über Kreuzbergs neue Baukultur

Kaufleute sagen gerne, es sei ein untrügliches Zeichen für gute Geschäfte, wenn am Ende langer Verhandlungen keiner der Beteiligten so richtig zufrieden mit dem Deal ist. Das ist eine treffliche Beschreibung für einen Kompromiss. Kompromisse werden zurzeit auch zwischen Politikern, Bürgern und Investoren an den Ufern der Spree von Kreuzberg und Friedrichshain geschlossen. Nach dem Willen der Investoren sollte dort "Mediaspree" entstehen, eine lange Reihe von Neubauten dicht am Wasser. Die ersten Türme entstanden vor bald zehn Jahren am Kreuzberger Ufer des Osthafens. Die Allianz-Versicherung stellte die Blöcke neben der "Arena" so dicht ans Wasser, dass ein zugiger, schattiger Ort entstand. Hier hält sich niemand gerne auf, denn wer mag schon im Schatten von Verwaltungsbauten flanieren?

Diese Neubauten erklären vielleicht den Erfolg der Bürgerinitiative mit dem provokanten Titel "Mediaspree versenken!". Und es ist nicht wirklich umstürzlerisch, wenn sich Bürger in die Planungen des öffentlichen Raums einmischen. Im Gegenteil: Das Baurecht fordert sie geradezu dazu auf, die öffentliche Auslegung von Planungen und die Auswertung der Einwendungen ist eine Pflicht.

Dass die Kreuzberg-Friedrichshainer Bürgerinitiative "Mediaspree" komplett versenken wollte, passt ins Bild der reichlich politisierten Bewohnerschaft im Kiez. Dass die Durchsetzung ihrer Maximalforderungen utopisch sein würde, war aber ebenso absehbar: Die Schadensersatzforderungen von Grundstückseigentümern mit bereits genehmigten Bauplanungen hätten den Haushalt des Bezirks gesprengt.

Deshalb setzt sich nun die praktische Vernunft an den Ufern der Spree durch: Dort, wo es noch kein Baurecht gibt, wird neu verhandelt. Öffentlich zugängliche, breitere Uferwege werden geschaffen, neue Zugänge und Wege zu den Ufern zwischen den Neubauten ebenso. Zusätzliche Grünflächen auf öffentlichen Grundstücken entstehen. Kurzum, die Chancen stehen gut, dass die Berliner und ihre Besucher sich an den Ufern der Spree einmal wohl fühlen werden.

Welche Zugeständnisse die Bauherren machen, das wird von Grundstück zu Grundstück neu verhandelt. Mit Augenmaß. Aber ohne die "Einmischung" hätten vielleicht nicht so viele so genau auf die Planungen in diesem Gebiet geachtet. Und das ist das Gute an dieser Entwicklung: Weder die Investoren noch die Initiative werden sich am Ende ganz durchsetzen - ein guter Kompromiss eben.

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