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Auf den Punkt: Mit Mann und Maus

Stephan-Andreas Casdorff über Obama in Berlin

Ach ja, Herr, Obama dich unser - der Kalauer hat's in sich: Wir hätten auch gerne so einen. Unsere Kanzlerin in allen Ehren, aber dieser sprühende Pragmatismus reißt keinen vom Stuhl, noch treibt er Menschen in Scharen beglückt vor ihr Amt, um dort zu ihr aufzuschauen. Dagegen einer wie er, mit Charisma, mit der Ausstrahlung des Siegers… Es ist weit und breit keiner in Sicht. Und die Kanzlerin jetzt in Urlaub.

Aber er ist nicht nur so. Er ist keiner, der übers Wasser wandelt. Er verändert Positionen und verursacht damit auch bei Anhängern Irritationen. Er ist dem Volk zugewandt und zugleich elitär; da hatte Hillary Clinton nie ganz Unrecht. Bloß schon das Siegel, mit dem er sogar Anhänger erschreckte: "Vero Possumus" als Aufschrift, ähnlich wie beim Präsidenten das "E Pluribus Unum", eines mit Adler und Schwingen. Obama hätte damit abstürzen können; Anmaßung und Eitelkeit kommen vor dem Fall. Er zog es nach einem Tag zurück.

Da steht er nun. Er kommt zur Siegessäule - doch nicht vors Brandenburger Tor. Was uns das sagt? Auch das: Obama hat nachgegeben, nach nur einem Satz unserer Kanzlerin. Mehr von ihr bedurfte es nicht. So mächtig kann Sprödigkeit sein. Und in den USA, in seinen Weiten abseits der großen Städte, könnte Obamas Geschmeidigkeit Spuren hinterlassen: Da gilt einer schnell als weichlich, sei er nur elegant. Da muss einer auch hart sein können. Bei aller Freundschaft. John McCain ist so hart. Er ist der Mann ohne "Wimp Factor", einer, dem man Sätze glauben würde wie: Du kannst davonlaufen, aber du kannst dich nicht verstecken. So reden - Befehlshaber. Solche möchte man nicht zum Feind haben.

Sarah Vaughn, die große schwarze Jazzerin, sang einmal, sie wolle einen Mann im Haus, keine Maus. Das Lied ist nicht auf Obamas I-Pod zu finden. Aber Herr im Himmel: Elegant ist er. Und reden kann er gut.

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