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Tissy Bruns

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Neue Männer hat die Politik!

Tissy Bruns über die Körpersprache von Wladimir Putin

Ganz gewiss ist Gerhard Schröder keiner vom Schlag der Neuen Männer, von denen Ina Deter einst gesungen hat. Aber immerhin setzt der Ex-Kanzler sich nicht mit breit gespreizten Beinen vor laufende Fernsehkameras wie sein Gegenüber, wie Wladimir Putin. Zu den russischen Zumutungen unserer Zeit, die sich - ob Georgien, Gas oder Ukraine - allesamt unter das Motto "Grober Klotz auch auf den kleinsten Keil" fassen lassen, liefert Putin die lupenreine Männerpose. Er tritt auf mit gestähltem nackten Oberkörper, lässt sich begleiten vom großen schwarzen Hund, ja, gelegentlich treibt er sogar das Spiel mit dem wilden Löwen. Derzeit liefert uns das Fernsehen täglich den Blick auf einen russischen Ministerpräsidenten, der sich in der Öffentlichkeit aufführt, als hätte er nie eine Mutter gehabt, die ihm gesagt hat, wie man sich in Anwesenheit von Damen zu benehmen hat.

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Wladimir Putin zeigt sich als ganzer Kerl. -

© dpa

Nun ist es im Jahre 2009 ja kein Geheimnis mehr, dass Frauen die Neuen Männer zwar gefordert haben. Tatsächlich haben sie damit die gesamte Männerwelt nur in eine tiefe Verunsicherung getrieben, denn der Softie ist ja, wie sich längst herausgestellt hat, offensichtlich nicht das erträumte Gegenbild zum traditionellen Mann. Im Grunde haben die Frauen mit der revolutionären Forderung nach dem Neuen Mann nur ihre uralte Machtstellung reformiert, die darauf beruht, die Männer darüber im Unklaren zu lassen, was sie eigentlich wollen. Der lupenreine Mann, es lässt sich nicht bestreiten, feiert nicht nur in der russischen Politik Triumphe; es finden sich die Pendants auch in westlichen Demokratien. Lief George W. Bush nicht stets mit dem geschwellten Oberkörper herum, mit dem kleine Jungs sich gern größer machen? Kein Wort mehr über die Machos Schröder und seinen auch in dieser Hinsicht kongenialen Koalitionspartner Joschka Fischer - Europa hat jetzt Sarkozy, der jedes Klischee vom Gernegroß bereitwillig bedient.

Und doch kann nur oberflächliche Betrachtung zu dem Schluss kommen, dass sie - ob Russe, Amerikaner, Deutscher oder Franzos' - allesamt nur auf ihre Weise ausdrücken, welche Männer Frauen wirklich wollen. Zwischen Putin auf der einen Seite, Bush, Schröder, Sarkozy auf der anderen gibt es den feinen Unterschied, den westliche Demokratien Politikern abverlangen und gelenkte à la Russland eben nicht. Im Umgang mit Angela Merkel, der einzigen Frau unter den mächtigen Männern, zeigt er sich: Sarkozy küsst ihr die Wangen. George W. Bush, der Tollpatsch, zwickt sie von hinten neckisch in die Rippen. Putin lässt sie neben seinem grässlichen schwarzen Hund Platz nehmen. Wer Bush gesehen hat, wusste gleich: Das macht er einmal und nie wieder. Bei Putin weiß niemand, was noch kommt. Was macht den feinen Unterschied? In der demokratischen Öffentlichkeit haben Frauen Macht, in Russland nicht. Und außerdem haben wir demnächst noch Obama, der neben allen anderen Vorzügen auch noch den hat, dass er ein Frauentyp ist.

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