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Axel Vornbäumen

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Pfusch am Hindukusch

Axel Vornbäumen über die deutsche Afghanistan-Politik

"Mit militärischen Mitteln allein ist Afghanistan nicht zu gewinnen", hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" gesagt. Das ist wahrscheinlich besser gemeint, als es beim schnellen Hinhören klingt - und doch ist es nur ein einziges Wort entfernt vom Eingeständnis eines Scheiterns. Das Wort heißt "allein". Wer will, der kann in dem Satz von Jung ohne Mühe ein Plädoyer für das erkennen, was man gerne als zivilgesellschaftliches Engagement beschreibt. Ja, da fehlt's an vielem, Polizisten, Ingenieure, Verwaltungsrechtlern, da hat die internationale Staatengemeinschaft sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wer will, und er muss dazu Jung gar nicht übel gesonnen sein, der hört aus den Worten deutliche Resignation.

Wahrscheinlich stimmt beides. Und wenn beides stimmt, dann ist die Frage erlaubt: Wenn der Krieg nicht mit militärischen Mitteln zu gewinnen ist, warum ist es dann überhaupt notwendig, noch mehr Soldaten zu schicken? Um ihn wenigstens nicht zu verlieren? Das mag ja sein. Aber wenn die Bundeswehr, demnächst vermutlich im verschärften Kampfeinsatz, am Hindukusch nur noch präsent ist, damit in einem Krieg, den selbst ihr oberster Dienstherr für nicht mehr zu gewinnen hält, sich die Niederlage in Grenzen hält, dann stimmt was nicht. Plausibel beantwortet hat Franz Josef Jung die Frage bislang nicht. Wahrscheinlich ist das von ihm auch zu viel verlangt. Er kann es qua Amt nicht. Wenn aber schon den Verteidigungsminister die Sinnfrage so offenkundig quält, warum finden sich in den Fraktionen der großen Koalition so wenige, die da zum Sprachrohr werden. Muss man in diesen Tagen eigentlich alles der Linken überlassen?

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