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Gerd Nowakowski

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Reintreten und sich wohl fühlen

Gerd Nowakowski über die Turnschuh-Klappe in Berlin-Hellersdorf.

Gibt es ein Menschenrecht auf Markenturnschuhe? Man könnte durchaus auf diesen Gedanken kommen angesichts der Turnschuh-Klappe, die jetzt in Zusammenarbeit mit dem Sozialprojekt Arche in Berlin-Hellersdorf gestartet ist. Sie funktioniert nach dem Prinzip: Alte Schuhe weg, und die edlen Treter von Nike, Adidas und Lacoste her. Arme Kinder, die bislang darauf verzichten mussten! Die Beschenkten werden sich freuen.

Aber ist das nicht doch die letzte Drehung eines verheerenden Markenhypes, der nun in Gestalt einer verqueren Wohltätigkeit bei sozial schwachen Familien angekommen ist? Schließlich müssen auch in Hellersdorf keine Kinder in bitterer Kälte barfuß und frierend durch die grauen Straßen laufen. Nein, auch derzeit haben diese Kinder Schuhe. Was ihnen fehlt, ist oftmals eher Zuwendung und Fürsorge durch die Eltern, weswegen die Arche mit Herzenswärme und einer warmen Mahlzeit einspringen muss. Diese Fürsorge ist aller Ehren wert, und dennoch geht die Turnschuh-Aktion haarscharf daneben.

Man wolle nicht den Markenhype unterstützen, sagen die Initiatoren – und tun es trotzdem. Natürlich berichten Kinder und Jugendliche immer wieder über den Druck, den jene in der Schule zu spüren bekommen,  die nicht dem angesagten Dresscode entsprechen. Der Druck, das soll nicht unterschätzt werden, kann bis zum Mobbing oder zur Schikane gehen. Die Turnschuh-Klappe aber kann nicht die Lösung sein; gefordert sind hier viel eher Lehrer, Eltern und Sozialarbeiter, solchem Druck zu begegnen, nicht ihm nachzugeben. Viele Eltern, die sich wacker bemühen, ihre Kinder gegen derlei Markenhysterie stark zu machen, werden sich jedenfalls für diese Aktion bedanken.

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