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Lorenz Maroldt

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Schnell und hart

Lorenz Maroldt zum Urteil im Münchner U-Bahn-Prozess

Was also lehrt der Münchner Fall konkret, heute, ein halbes Jahr nach der Tat und kurz nach dem Urteil? Zwölf Jahre Haft für Serkan A. und neun Jahre Haft für Spyridon L. zeigen, dass deutsche Gerichte auch schnell reagieren können und deutsche Richter auch hart. Jede Forderung nach verschärften Gesetzen prallt an dieser Entscheidung ebenso ab wie die pauschale Verunglimpfung von Richtern. Die sahen hier den Vorwurf des Mordversuchs als erwiesen an, während die Verteidiger auf gefährliche Körperverletzung plädierten. Ob hart zuschlagenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer bewusst ist, wie leicht jemand tödlich verletzt werden kann, darf man wohl bezweifeln. Dass diese beiden hier nicht nur vom Töten schwadronierten, sondern, gut dokumentiert von der Überwachungskamera, den Tod ihres Opfers bei ihren schwungvollen Tritten bewusst in Kauf nahmen, darf man dagegen sehr wohl annehmen.

Die Täter werden ausgewiesen und nach Verbüßung eines erheblichen Teils ihrer Haft auch abgeschoben, so hat es Bayerns Innenminister angekündigt. Serkan A. ist gebürtiger Münchner, seine Eltern leben seit Jahrzehnten in Deutschland, aber er hat die türkische Staatsbürgerschaft und in die Türkei soll er gehen. Spyridon L. ist EU-Bürger aus Griechenland und soll dorthin zurück. Beide werden gegen eine Abschiebung vor Gericht ziehen, das ist auch ihr Recht. Von Täterschutzgesetzen lässt sich hier aber wirklich nicht sprechen. Gesprochen wurde allerdings vor einem halben Jahr über eine Verschärfung des Jugendstrafrechts. Manch schillernde Äußerung, auch eine von Roland Koch, lud zum Missverständnis ein; den Praxistest überstand indes keine.

Bleibt unter manch anderem auch noch die Frage, ob es in Deutschland zu viele kriminelle Ausländer gibt, wie nach der Tat von Koch behauptet, und wenn ja, wie damit umzugehen ist. Nach allem, was man weiß: Ja, es gibt - auch - zu viele kriminelle Ausländer. Dieses Problem lässt sich aber weder schnell lösen, noch auf dem Höhepunkt einer künstlich erregten Debatte. Schon gar nicht aber geht es so, wie Anke Koch es tat, als sie meinte, ihren Mann verteidigen zu müssen gegen den Vorwurf, er schüre aus politischen Gründen Angst vor Ausländern. Könne gar nicht sein, sagte die Frau des Ministerpräsidenten, ihr Mann und sie führen doch sogar in die Türkei in den Urlaub. Heilige Einfalt! So bekommen wir kein einziges der Probleme in den Griff, die es schon vor dem Fall München gab und die es auch nach dem Urteil weiter geben wird.

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