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Malte Lehming

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Vier für ein Hallelujah

Malte Lehming über das Ende der Causa Ypsilanti

Nun ist sie weg, jedenfalls als Spitzenkandidatin ihrer Partei. Damit endet ein knappes Jahr höchst lehrreicher Politik. Gewonnen hat der Anstand, verloren der skrupellose Wille zur Macht. Das ermutigt. Vom Ende her betrachtet ist die Causa Hessen für die SPD und ganz Deutschland noch einmal gut ausgegangen. Wortbruch bleibt Wortbruch, der Zweck heiligt nicht jedes Mittel: Diese Botschaft knüpft sich künftig an die Person und das Schicksal von Andrea Ypsilanti.

Zwei Dinge, über die oft räsoniert wurde, gilt es festzuhalten. Erstens: Zwar gab es vor der Wahl ein doppeltes SPD-Versprechen - Roland Koch muss weg, aber niemals mit Hilfe der Ultralinken -, doch die Elemente dieses doppelten Versprechens waren nicht gleichrangig. Der Wähler musste das Gelübde als ein bedingtes verstehen: Wir stürzen Koch nur, wenn wir dafür nicht die Linkspartei brauchen. "Ohne die Ultralinken" war das primäre Versprechen, "Koch muss weg" das sekundäre. Ypsilantis Behauptung, eines ihrer Versprechen habe sie halt brechen müssen, um das andere halten zu können, war immer falsch. Sein Gewissen dem Ehrgeiz zu opfern, das ist, wie ein Bild zu verbrennen, um die Asche zu bekommen, lehrt ein chinesisches Sprichwort.

Zweitens: Wer sein Wort bricht, darf sich über eine bröckelnde Gefolgschaft nicht beschweren. Es dennoch zu tun, zeugt von neuer Verwerflichkeit. Man mag sich über drei der vier SPD-Abgeordneten, die einen Tag vor der geplanten Ypsilanti-Wahl ihre Chefin düpierten, wundern, ja sogar mokieren. Warum so spät, so widersprüchlich, so wankelmütig? Aber die Lauterkeit ihrer Motive zu bezweifeln, dass letztlich allein die Stimmen ihrer Seelen den Ausschlag gaben, ist frivol. Die politischen Karrieren der vier Abweichler dürften beendet sein, für den Vorwurf der Bestechlichkeit gibt es kein einziges Indiz.

Der Fall Ypsilanti weist, in seiner exemplarischen Verquickung aus Moral und Politik, weit über Hessen hinaus. Dessen Ende lässt wieder hoffen.

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