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Axel Vornbäumen

© Kai-Uwe Heinrich

Bundesliga: Kahns Kulturbeutel

Axel Vornbäumen wundert sich über die neue Medienstrategie beim FC Bayern München

"Ich würde nie zum FC Bayern München gehen", singen die Toten Hosen - und machen aus ihrer Abneigung gegen die Münchner Millionarios eine Frage der Moral. Das Lied könnte bald auch zum Leitmotiv für kritische Sportjournalisten werden. Denn die Anfahrt zum Trainingsgeländer an der Säbener Straße lohnt nicht mehr. Wer gewohnt war, sich ein eigenes Bild zu machen, muss künftig leider draußen bleiben. Der "FC Hollywood" ist drauf und dran, seine Schotten dicht zu machen. Eine Viererkette gegen die Meinungsfreiheit soll das werden. Dem Verein, der all die Jahre stets gut davon gelebt hat, dass das Interesse der Öffentlichkeit auch vor dem Inhalt von Oliver Kahns Kulturbeutel nicht halt machen wollte, ist es plötzlich zu viel geworden: Zu viel Transparenz, aber auch: zu viele Halbwahrheiten, zu viele Gerüchte, zu viele aufgebauschte Nebensächlichkeiten - kurz: zu viel Show.

Bitte, da ist sogar was dran. Nur, die Bayern sind nicht nur wichtig, sie haben sich stets auch besonders wichtig genommen. Dass ein Interview, in dem sich Oliver Kahn kritisch gegenüber seinen Mitspielern Luca Toni und Franck Ribery geäußert hat, kürzlich mit einer Strafe von 25000 Euro belegt wurde, zeigt jene längst vorhandene Form übertriebener Empfindlichkeit. Das Kahn-Interview soll angeblich der Anlass gewesen sein, die künftige Öffentlichkeitsarbeit zu überdenken. Konkret heißt das wohl: Was demnächst vom FC Bayern zu erfahren sein wird, soll vorher gewaschen, gefiltert und auf Linie gebracht werden. Die Meldungen aus einer Scheinwelt werden vollends zum Kunstprodukt. Langweiliger geht es nicht mehr - und unsouveräner auch nicht. Wäre schön, die Bayern würden ihre ersten drei Rückrundenspiele jeweils mit 0:5 vergeigen - der anschließende Verlautbarungsmist wäre ein idealer Stoff für angehende Kommunikationswissenschaftler.

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