zum Hauptinhalt

Humboldt-Forum: So viel Schloss wie möglich

Christina Tilmann findet den Siegerentwurf elegant - aber langweilig.

Die Entscheidung der Jury zum Humboldt-Forum ist zumindest konsequent. Gewählt wurde: so viel Schloss wie möglich. Selbst die Chancen, doch noch einen modernen Akzent zu setzten, etwa bei der Kuppel, wurden vertan. Im Gegenteil: Die alte Schlosskuppel wird rekonstruiert, in ihr auch die historische Schlosskapelle, und auch auf der Ostseite hin zum Alexanderplatz, wo Modernes, gar eine Integration des alten Volkskammersaals, ausdrücklich erwünscht gewesen war, findet sich: ein Belvedere. Architektonisch zurückhaltend, elegant den historischen Fassaden angepasst, so unauffällig wie möglich.

Vorbei die Zeiten, als Architekten wie Norman Foster mit seiner Reichstagskuppel selbstbewusst eigene Akzente setzen. Vorbei auch die Zeiten, als Daniel Libeskind mit seinem Jüdischen Museum - das ursprünglich ja nur als Anbau an das barocke Kollegienhaus gedacht war - eine Verlagerung der Gewichte hin zur Moderne erreichen konnte. Beides übrigens mit überwältigendem Publikumserfolg. Der Entwurf zum Ausbau des Humboldt-Forums, vorgelegt von einem italienischen No-Name-Architekten namens Franco Stella, präsentiert sich dienend, als ehrfürchtige Verneigung vor der Vergangenheit: bloß nicht zu sehr auffallen. Das Ergebnis ist ästhetisch. Kühn ist es nicht.

Das Schreckgespenst der Jury war offenbar nicht so sehr die alte Form, die mit den Barockfassaden vorgeschrieben war, sondern die Gefahr architektonischer Verlogenheit. Bloß keine Vorhangfassaden, bloß kein Bruch zwischen Außen und Innen, wie es etwa das zum Menetekel geratene Braunschweiger Schloss mit seiner Barockfassade vor moderner Shopping Mall verwirklicht hat. Hier in Berlin stattdessen: solide Rekonstruktion, bis hin zu Treppenhäusern, Eingängen, Raumfolgen. Das Schlagwort heißt: Neue Authentizität. Eben: so viel Schloss wie möglich. Die wirklich konsequente Lösung wäre gewesen: das Schloss gleich ganz zu rekonstruieren, innen wie außen.

Christina Tilmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false