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Meinung: „Auf meiner Leinwand ist alles möglich“

Er war schon immer für Superlative gut: Der Leipziger Neo Rauch gilt als der erfolgreichste jüngere Maler deutscher Provenienz. In aller Welt reißen sich Sammler und Museen um seine Werke.

Er war schon immer für Superlative gut: Der Leipziger Neo Rauch gilt als der erfolgreichste jüngere Maler deutscher Provenienz. In aller Welt reißen sich Sammler und Museen um seine Werke. Noch bevor die Bilder sein Atelier in der ehemaligen Baumwollspinnerei im Leipziger Vorort Plagwitz verlassen haben, sind sie verkauft. Auf Auktionen bringen die Riesenformate Rekordpreise, bis zu 400 000 Dollar.

Und noch einen Rekord hat der 46-Jährige nun geschafft: Als erster deutscher Maler ist er seit gestern im New Yorker Metropolitan-Museum zu sehen. „Eine Kabinettausstellung“, sagt er mit Understatement, denn gezeigt werden nur 14 Werke. Angesichts der Ausmaße jedes einzelnen Bildes bis zu drei und vier Meter ist die „para“ betitelte Schau dennoch ein großer Auftritt in New York.

In dem Traditionshaus mit Sitz an der Fifth Avenue, direkt am Central Park, war bis vor wenigen Jahren grundsätzlich keine Gegenwartskunst zu sehen, nur kunsthistorisch gesicherte Werke, beginnend mit den alten Ägyptern. Nach den beiden Amerikanern Tony Oursler und Kara Walker ist Neo Rauch nun der Dritte in der neuen Zeitgenossenreihe.

Bei der Präsentation handelt es sich eher zufällig um ein deutsch- amerikanisches Tauschgeschäft, denn genau eine Woche später ist die Impressionisten-Abteilung des Metropolitan in der Berliner Neuen Nationalgalerie zu sehen. Dass die Wahl dabei auf Neo Rauch fiel, ist allerdings kein Zufall mehr: Die Werke des Leipzigers sind insbesondere bei amerikanischen Sammlern beliebt. Sie waren es nicht zuletzt, die den Boom der „Neuen Leipziger Schule“ auslösten, als deren Galionsfigur Neo Rauch gilt. Gefragt ist vor allem gegenständliche Malerei „made in Germany“ mit schweren, mythischen Themen, und die gedieh mit gefälligerem Kolorit auch noch nach dem Mauerfall an den Akademien von Leipzig und Dresden.

Neo Rauch, der seit kurzem den Lehrstuhl seines Lehrers Arno Rink übernommen hat, bleibt trotzdem eine Ausnahmefigur. Seine zwischen Surrealismus, Sozialem Realismus und Pop-Art changierende Malerei gebiert immer wieder die merkwürdigsten Konstellationen: Traktoristen in öder Landschaft, Atelierszenen mit quellenden Farbwürsten. „Auf meiner Leinwand, in meinem Kopf, ist alles möglich,“ sagt er. Für ihn besteht die Kunst gerade darin, die inneren Bilder heraufzubeschwören und zu immer neuen Gemälden zu verdichten.

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