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Meinung: Aufgeschoben

Die Türkei erhält keinen neuen Präsidenten, vorerst. Der respektierte Außenminister Abdullah Gül, der von seinen Gegnern plötzlich als fundamentalistisches Monster dargestellt wird, hat auf das höchste Staatsamt verzichtet.

Die Türkei erhält keinen neuen Präsidenten, vorerst. Der respektierte Außenminister Abdullah Gül, der von seinen Gegnern plötzlich als fundamentalistisches Monster dargestellt wird, hat auf das höchste Staatsamt verzichtet. Auch die Gefahr eines Militärputsches scheint gebannt: Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan traf sich mit Armeechef Yasar Büyükanit zu einem Versöhnungsgespräch. Doch die Krise ist nicht überwunden, sondern nur vertagt. Sollte die Erdogan-Partei AKP die Pläne für eine Direktwahl des Präsidenten durchsetzen, könnte Gül im Sommer doch noch Präsident werden. Und keiner weiß, ob die Soldaten dann in ihren Kasernen bleiben und die Gegner der AKP sich der Entscheidung der Wähler fügen. Ihr Verhalten in den letzten zehn Tagen und ihre Drohungen gegen die frei gewählte Regierung legen nahe, dass sie eher bereit sind, demokratische Prinzipien aufzugeben, als einen Präsidenten aus den Reihen der AKP zu akzeptieren. Beide Blöcke können dazu beitragen, eine Eskalation zu vermeiden. Erdogans Lager sollte sich mehr um einen gesellschaftlichen Konsens in Streitfragen wie der Präsidentenwahl bemühen, und Erdogans Gegner sollten aufhören, das Präsidentenamt als ihren Erbhof zu betrachten. sei

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