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Meinung: Aus der Geschichte gelernt

Wenn Politiker Geschichte beurteilen, ist die Versuchung groß, die Vergangenheit umzudeuten. Im Umgang mit dem Mauergedenken am Checkpoint Charlie hat Berlins Kultursenator Thomas Flierl der Versuchung widerstanden und etwas getan, was Politikern sonst schwer fällt: Er hat sich zurückgehalten.

Wenn Politiker Geschichte beurteilen, ist die Versuchung groß, die Vergangenheit umzudeuten. Im Umgang mit dem Mauergedenken am Checkpoint Charlie hat Berlins Kultursenator Thomas Flierl der Versuchung widerstanden und etwas getan, was Politikern sonst schwer fällt: Er hat sich zurückgehalten. Die Freiluftschau, die gestern an Berlins international bekanntestem Mauerort eröffnet wurde, hat zwar die Unterstützung des Senators. Erarbeitet wurde sie aber von unabhängigen Experten, die über dem Verdacht politischer Einseitigkeit stehen. Das Ergebnis ist anregend, teils bewegend, vor allem aber sachlich und informativ. So wie man es von einer Ausstellung an dem prominenten Ort erwartet. Die größte Überraschung: Auch Flierls schärfste Gegnerin, Mauermuseums-Chefin Alexandra Hildebrandt, darf sich auf den Stelltafeln ausbreiten und dem Senat unterstellen, dass der ihre einst privat installierten Holzkreuze „aus politischen Gründen brutal abgerissen“ habe. Das stimmt zwar nicht. Dass Flierl Hildebrandt dennoch zu Wort kommen lässt und auf ihr Museum verweist, zeugt von demokratischer Reife. Der PDS-Senator weiß eine offene, sachliche Diskussionskultur offenbar mehr zu schätzen als manche seiner Gegner. lvt

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