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Meinung: Auslaufmodell

Er werde mit dem Präsidenten zusammenarbeiten, den die Ukrainer gewählt haben, hat Wladimir Putin erklärt. Auch Wahlsieger Juschtschenko muss mit dem Präsidenten klar kommen, den die Russen gewählt haben, auch wenn der im Wahlkampf eindeutig seinen Gegner unterstützte.

Er werde mit dem Präsidenten zusammenarbeiten, den die Ukrainer gewählt haben, hat Wladimir Putin erklärt. Auch Wahlsieger Juschtschenko muss mit dem Präsidenten klar kommen, den die Russen gewählt haben, auch wenn der im Wahlkampf eindeutig seinen Gegner unterstützte. Dennoch wird Juschtschenko seinen ersten Auslandsbesuch in Moskau machen. Denn Russland wird für Kiew noch lange der wichtigste Partner bleiben. Zumindest auf wirtschaftlichem Gebiet. Im historisch belasteten Verhältnis der beiden slawischen Brüder wird aber nichts mehr sein wie früher. So anfechtbar Juschtschenkos Reform- und Demokratiepotenzial aus russischer Sicht sein mag: Mit der erzwungenen Annullierung einer massiv gefälschten Wahl, wie sie in russischen Regimen gang und gäbe ist, hat das ukrainische Volk bewiesen, dass die Revolution der Rosen in Georgien im November 2003 in den bis dato ausnahmslos autoritär regierten UdSSR-Nachfolgestaaten offenbar kein „Ausrutscher“ war, wie man im Kreml hoffte, sondern zur Tendenz werden könnte. Für die Völker der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken, vor allem für Kirgisien, wo im nächsten Jahr Parlament und Präsident neu gewählt werden, dürften die Entwicklungen in der Ukraine Beispielwirkung haben. Für Putin indes bedeutet der Machtwechsel in Kiew nicht nur, dass Ambitionen zur Teilrestaurierung des Sowjetimperiums nun definitiv Makulatur sind. Sie zeigen auch, dass sein Konzept einer gelenkten Demokratie ein Auslaufmodell ist. win

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