zum Hauptinhalt

Meinung: Außer Kontrolle

WARNUNG VOR DEM ATOMKRIEG

Atomkrieg? Das ist doch ein Thema aus den achtziger Jahren. Zumindest sind die Massen damals zum letzten Mal gegen den Atomkrieg auf die Straße gegangen. Mit dem Ende des Kalten Krieges schien das Thema endgültig erledigt zu sein. Doch jetzt hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohammed al Baradei, zum ersten Mal deutlich gesagt, dass die Gefahr eines nuklearen Krieges nie so groß gewesen sei wie heute. Er muss das sagen. Schließlich stehen die Atomkontrolleure unter enormem Druck. Die Kontrollmission in Iran gilt Beobachtern als letzte Chance der Wiener Behörde, ihre Existenzberechtigung vor der Welt zu beweisen. Den Kontrolleuren fehlt es an Geld, weil einige Staaten sich ihre Beiträge gespart haben. Baradeis Beschreibung der Wirklichkeit geht aber deutlich über das Eigeninteresse seiner Behörde hinaus. Die Zahl der Atommächte ist gewachsen. Indien und Pakistan gehören dazu, und Baradei nennt erstmals auch Israel. Der Atomwaffenkontrollvertrag, der die klassichen Atommächte – USA, China, Russland – ohnehin nicht dazu verpflichtet hatte, ihre NuklearAnlagen überwachen zu lassen, hat dramatische Mängel. Auch deshalb ist es der IAEO nicht gelungen, die Entstehung neuer Atommächte zu verhindern. Ganz und gar außer Kontrolle sind aber Terroristen, unverantwortliche Unternehmen und zum Teil auch Staaten wie etwa Pakistan, die mit dem nach dem Kalten Krieg überflüssig gewordenen Atomwaffenpotential (oder Teilen davon) Handel treiben. Dagegen hilft auch keine Überwachungsbehörde. Nicht einmal dann, wenn die Atommächte der IAEO die bisher verweigerten Kompetenzen geben. Baradei hat gute Gründe vor neuen Atomgefahren zu warnen. deh

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false