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Autobranche: Im Vorwärtsgang

Daimler, Tata, Opel: Wer bei den Themen Klima und Innovation spart, geht unter.

Sie bewegt sich doch – die Automobilindustrie. Sah es in den vergangenen Wochen so aus, als ginge ohne Staatshilfe und Untergangsstimmung nichts mehr, gibt es Lebenszeichen aus der Branche.

Daimler findet einen Investor, der sein Geld in die Entwicklung des Autos der Zukunft investieren will. Der indische Tata-Konzern geht mit dem billigsten Auto der Welt an den Start, das für (fast) jedermann erschwinglich sein soll. Und Opel kann sich weiter Hoffnungen auf ein Überleben ohne GM machen. Daimler, Tata, Opel – drei Marken, an deren Beispiel sich Zukunftsszenarien der Autoindustrie verdeutlichen lassen.

Der Einstieg des Emirats Abu Dhabi bei Daimler bringt dem Stuttgarter Konzern nicht nur Geld. Wichtiger als die gut zwei Milliarden Euro, die der Investor Aabar mitbringt, sind dessen Ziele: Die Scheichs wollen die Entwicklung von Elektroantrieben, effizienteren Verbrennungsmotoren und leichten Werkstoffen vorantreiben.

Genau hier hat Daimler Nachholbedarf, und genau hier liegt der Schlüssel für die künftige Wettbewerbsfähigkeit aller Premiumhersteller. Für große, komfortable Autos wird es in Zukunft eine Nachfrage geben – wenn der Luxus ressourcen- und klimaschonend angetrieben und hergestellt wird. Dass sich hinter dem Daimler-Investor die staatliche International Petroleum Investment Company verbirgt, hat deshalb Charme: Die Ölstaaten – beste Kunden der Nobelmarkenhersteller aus Deutschland – bringen ihre Luxuslieferanten in Sachen Ökologie auf Trab. Wohl auch, weil sie am besten wissen, dass Autos nicht ewig mit Benzin und Diesel fahren werden.

Am anderen Ende der Autowelt, im Schwellenland Indien, zeigt Tata mit dem Nano, warum nicht alles Premium sein muss, was mobil macht. Aber auch das Billigauto zeigt, wohin die Industrie unterwegs ist. Im eigenen Auto, sei es auch noch so bescheiden, materialisiert sich der Traum von Individualität, Unabhängigkeit und Modernität, wie er von Millionen, wenn nicht von Milliarden Menschen in den Schwellenländern geträumt wird. Hersteller, die in der Lage sind, diese Nachfrage zu befriedigen, haben eine Zukunft auf dem Weltmarkt. Die Herausforderung liegt darin, die Klimabombe zu entschärfen, die wegen der unvermeidlichen Motorisierung dieser Länder zu ticken beginnt.

Freilich, noch tickt sie nicht in Indien, sondern in Detroit. Die Millionen Spritschlucker, die die amerikanischen „Big Three“ General Motors (GM), Chrysler und Ford auf die Straßen gebracht haben, prägen noch immer das automobile (Selbst-)Bewusstsein der Amerikaner. Doch die Autolegenden sterben und das Ende der Detroit-Logik weist der Branche einen weiteren Weg. Wer beim Thema Umwelt und Effizienz bremst (GM), geht unter oder verbaut den Innovativen (Opel) die Zukunft. Opel, das erkennen auch die deutschen Autonarren jetzt, bleibt nur in größtmöglicher Distanz zu GM zukunfts- und wettbewerbsfähig. Unter dieser Voraussetzung wäre auch staatliche Starthilfe zu vertreten.

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