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Bahnstreik: Im Schatten der Kur

So ein Tag am Bodensee kann einen auf ganz andere Gedanken bringen. Ein bisschen Wassergymnastik, um den Kreislauf anzuregen, ein Spaziergang in der fast mediterranen Luft, zum Abend der Besuch einer wohl temperierten Sauna – Manfred Schell, 64, ist zu beneiden.

So ein Tag am Bodensee kann einen auf ganz andere Gedanken bringen. Ein bisschen Wassergymnastik, um den Kreislauf anzuregen, ein Spaziergang in der fast mediterranen Luft, zum Abend der Besuch einer wohl temperierten Sauna – Manfred Schell, 64, ist zu beneiden. Die ersehnte Kur sei dem Chef der Lokführergewerkschaft GDL gegönnt. Seine Organisation hat er mit seinem plötzlichen Abgang aber tief ins Chaos gestürzt. Bereits in den vergangenen Wochen war die Taktik der Gewerkschaft stümperhaft – sie beharrte stets auf Maximalforderungen, obwohl sie wissen musste, dass die Bahn darauf nicht eingehen konnte. Der Konzern ließ die Gewerkschaft auflaufen – da blieb ihr nichts anderes übrig, als zu langen Streiks aufzurufen. Doch bereits einen Tag, nachdem der neue GDL-Wortführer, Vizechef Claus Weselsky, scharfe Töne angeschlagen hatte, bläst die Gewerkschaft den für Freitag angedrohten Arbeitskampf wieder ab. Beugt sich die GDL der Taktik der Bahn, den Ausstand auszusitzen und sich von ein paar hundert ausgefallenen Zügen nicht schrecken zu lassen? Ist die Streikkasse zu schmal? Oder ist die GDL-Spitze gar zerstritten über das weitere Vorgehen? Fest steht: Die Gewerkschaft steht mit dem Rücken zur Wand – die Politik, die Fahrgäste, die Bevölkerung wenden sich genervt gegen die Lokführer. Dabei hatten zu Beginn des Konflikts noch viele Verständnis für Schells Forderungen. Vorbei. Ihn muss das nicht kümmern – stille Tage am Bodensee versüßen die Niederlage. brö

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