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Barack Obama: Nach neun langen Wochen

Die Euphorie über Barack Obama ist einer Ahnung gewichen, was alles schiefgehen kann. Die Zahl seiner Gegner wächst.

Weiß der Mann, was er tut? Zwei Monate ist es her, dass er mit breiter Unterstützung und unter weltweitem Jubel ins Weiße Haus einzog. Fast unerschöpflich schien sein politisches Kapital zu sein. Wer würde es wagen, sich einem so populären Präsidenten entgegenzustellen?

Nun scheint sich Barack Obama mit jeder Woche mehr Gegner zu machen. Die Europäer verweigern sich seiner Forderung, deutlich mehr Geld für die Konjunktur auszugeben. In den USA stimmen die Republikaner geschlossen gegen sein Rettungspaket. Die Demokraten stellen sich taub für seine Forderung, den beängstigend hohen Staatshaushalt nicht durch Millionengeschenke für ihre Wahlkreise weiter aufzublähen. Obamas Umfragewerte fallen hinter die George W. Bushs zum selben Zeitpunkt der Amtszeit zurück; dabei war der mit der schweren Hypothek einer zweifelhaften Wahl gestartet. Auch in der Außenpolitik stößt er rasch an Grenzen. Die Iraner lassen ihn erst mal auflaufen. In Afghanistan möchte kein Alliierter Obamas Beispiel folgen und deutlich mehr Soldaten schicken.

Erleben Amerika und die restliche Welt gerade, wie eine Präsidentschaft, auf die sich große Hoffnungen richteten, früh entgleist? Bewahrheitet sich die Warnung, mit 47 Lebensjahren, davon nur vier auf der nationalen Bühne, sei dieser Präsident zu jugendlich-ungestüm und unerfahren?

Neun Wochen nach Amtsantritt ist die Anfangseuphorie einer Ahnung gewichen, was alles schiefgehen kann. Aber es ist zu früh, um Obamas Scheitern auszurufen. Es gibt keine geschlossene Opposition gegen seinen Kurs, weder im In- noch im Ausland. Viele wollen etwas anderes als Obama, aber nicht gemeinsam dasselbe. Oft stehen nicht Überzeugungen dahinter, sondern politisches Taktieren. Die Republikaner fordern weniger Ausgaben, die Demokraten mehr. Beim Blick auf den Finanzgipfel in einer Woche in London ist offen, wer sich da in einer Minderheitenposition befindet, Europa oder Amerika? Obama kann auf Rückhalt bei Chinesen, Japanern, Saudis und anderen zählen. Die unterschiedlichen Reflexe bei Konjunkturprogrammen sind zudem sachlich begründet. Die Krise hat Ursprung und Zentrum in den USA. Es ist nur natürlich, dass Amerika mehr tun muss als Europa.

Ja, vielen wird es mulmig, in Amerika und anderswo. Aber liegt das an Obama oder an der allgemeinen Ratlosigkeit? Vielen dringt erst richtig ins Bewusstsein, wie tief diese Krise ist und wie lange sie die Welt in Atem halten wird. Ob Obamas Rezepte greifen, wird man frühestens in drei, vier Monaten erkennen können. Wenn ja, ist er ein Held. Wenn nein, dann Gnade allen Gott. Bis dahin kann man nur hoffen, dass alle wissen, was sie tun: Obamas Team, aber auch jene, die andere Wege gehen.

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