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Meinung: Bayerische Staatskrise

Bayern – das war immer ein Faszinosum. Die Dörfer adrett, die BMWs stets frisch poliert, das Bier einfach Weltklasse, und das alles wurde uns präsentiert von Menschen, die mit sich und der Welt eins waren und uns dies durch das Tragen malerischer Kleidung demonstrierten.

Bayern – das war immer ein Faszinosum. Die Dörfer adrett, die BMWs stets frisch poliert, das Bier einfach Weltklasse, und das alles wurde uns präsentiert von Menschen, die mit sich und der Welt eins waren und uns dies durch das Tragen malerischer Kleidung demonstrierten. Vom leichten, das Trachtenerbe nur andeutenden Sommerstoiber bis zum Ganzkörperdirndl mit Hut, Schleppe und geklöppeltem Gesims spannte sich der Bogen, und ein fescher Bursch ohne Krachlederne schien nicht einmal denkmöglich. Wie machen die das bloß?, fragten wir nordlichternde Jeansträger uns verblüfft, und nun bringt die Etatkrise endlich die Antwort: Der bayerische Staat hat es spendiert. Eine halbe Million Euro kostete das alljährlich, doch nun ist das Geld nicht mehr da, und die Trachtler schäumen. Eine veritable Staatskrise entspinnt sich dort drunten, es ist bereits von einem Boykott des OktoberfestUmzugs die Rede, denn ein brauchtumsbewusster Bayer tritt nicht zwei mal in derselben Hose auf – schwere Verletzungen beim Schuhplatteln und Fingerhakeln könnten die Folge sein. Am Ende stellt sich heraus, dass der Freistaat, befreit von jeglichem Zierat, auch nur ein Bundesland ist wie alle anderen und sein Landesvater auch nur ein normaler Ministerpräsident. Er sollte sich die Streichung noch einmal überlegen …

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