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Meinung: „Beim Thema Kohle bin ich im Herzen schwarz“

Um die Kohle ist es ihm immer schon gegangen, die richtige, nicht die im übertragenen Sinne. Dass sich der Privatmann Gerhard Schröder neuerdings als Berater der Ruhrkohle- AG (RAG) betätigt, ist mithin nur die logische Fortsetzung einer längeren Geschichte.

Von Robert Birnbaum

Um die Kohle ist es ihm immer schon gegangen, die richtige, nicht die im übertragenen Sinne. Dass sich der Privatmann Gerhard Schröder neuerdings als Berater der Ruhrkohle- AG (RAG) betätigt, ist mithin nur die logische Fortsetzung einer längeren Geschichte. Die hat etwas mit der Überzeugung zu tun, dass Deutschland – erst recht das Deutschland nach dem Atomausstieg – sich mehr Gedanken als bisher um seine energiepolitische Zukunft machen müsse. Sie hat zugleich ihre symbolische Seite.

Kohle gleich Ruhrpott gleich SPD ist zwar eine Gleichung, die wahlmathematisch nicht mehr unbedingt aufgeht. Doch wenn beim SPD-Parteitag wieder mal alle singen, dass „Der Steiger kommt“, dann schimmert in manches tapferen Sozialdemokraten Augen so etwas wie der schwarze Glanz der Steinkohle aus besseren Tagen. Überdies ist der Ex-Wirtschaftsminister Werner Müller – parteilos, aber der SPD nicht fern – seit längerem RAG-Chef in Essen, sein Ex-Staatssekretär Alfred Tacke leitet die RAG-Tochter Steag; beide gehörten in rot-grünen Zeiten zu Schröders „Niedersachsen-Gang“ alter Vertrauter – man kennt sich, man hilft sich.

Es ist darum keine große Überraschung für den Ex-NRW-Regierungschef und jetzigen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und auch kein komplettes Aha-Erlebnis für den Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) gewesen, als Müller Anfang der Woche in Begleitung des Privatmanns Schröder bei ihnen beiden vorsprach. Es ging um den für 2007 geplanten Börsengang der RAG – ein Projekt, das die neue Bundesregierung parteiübergreifend mit großem Wohlwollen begleitet. Auch ansonsten stößt der neue energiepolitische Einsatz des Altkanzlers nirgendwo auf Kritik – anders bei seinem ersten Ausflug ins Nach-Kanzlerleben, dem Engagement für den russischen Erdgasgiganten Gasprom und dessen Direkt-Pipeline durch die Ostsee nach Deutschland. Für hochgezogene Augenbrauen sorgte damals allein die Tatsache, dass der Privatmann Schröder in ein Projekt einstieg, das er gegen Widerstände des Nachbarn Polen in seiner Zeit als Regierungschef durchgeboxt hatte. Und allein der Gedanke, dass unser Ex-Kanzler via Staatskonzern Gasprom quasi zum Mitarbeiter Wladimir Putins wird!

Der neue Fall liegt völlig anders. Allein weil er mit Kohle, der im übertragenen Sinne, nichts zu tun hat. „Die Gespräche sind unentgeltlich“, sagt ein RAG-Sprecher.

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