zum Hauptinhalt
Bald könnte er wieder dort sein, wo er Anfang des Jahres aufgehört hat.

© dpa

BER-Aufsichtsrat: Klaus Wowereit muss es machen

Dass Klaus Wowereit wieder die Aufsicht beim BER führen soll, ist nur konsequent. Denn zu gewinnen gibt es bei dem kriselnden Flughafenprojekt schon lange nichts mehr.

Wer hätte das gedacht? Klaus Wowereit, der sich als Baumeister des Irgendwann-Vielleicht-Flughafens BER im Kabelsalat der Entrauchungsanlage verheddert hat, befindet sich auf dem Rückflug in die eigene Vergangenheit. Als Aufsichtsratschef des größten Infrastrukturprojekts von Ostdeutschland – des inzwischen peinlichsten im ganzen Land – ist er gescheitert und nach einer kurzfristig verkündeten, aber dann gleich auf sonstwann verschobenen Eröffnung kaum noch als Vize vermittelbar.

Trotzdem läuft jetzt alles wieder auf Berlins Regierenden Bürgermeister als Oberaufseher zu. Die Rochade rückwärts hat viele Gründe, die alle für sich eine macht- und personalpolitische Logik haben. Verstehen muss man sie trotzdem nicht, denn insgesamt ist das wohl die größte Posse im Possenprojekt: Klaus Wowereit soll den BER retten!

Inzwischen muss man sich ernsthaft fragen: Welche Art von politischer Verantwortung wird hier überhaupt übernommen? Hatte man als Bürger und Steuerzahler schon gedacht, die Eröffnungspleite sei mit dem Ämtertausch im Aufsichtsrat zwischen Berlin und Brandenburg (also zwischen den Kumpels Klaus Wowereit und Matthias Platzeck) höchstens halb gesühnt, führt (nach Platzecks gesundheitsbedingtem Rückzug) längst wieder Berlins Regierender das Wort und die millionenteuren Federstriche am Problem-BER. In einem weiteren ins märkische Land gegangene Jahr hat sich außer vielen Vorschlägen von Hansdampf Hartmut Mehdorn und einem neuen Entrauchungsplan nur recht viel Nebulöses getan. An der Baustelle werden immer noch Fehler analysiert, Verantwortlichkeiten hin- und herbewegt, Prozesse gegeneinander geführt. Nur gebaut wird kaum.

Man kann es natürlich auch positiv sehen – und vielleicht sollte man das bei diesem vermurksten Projekt tun. Politische Verantwortung kann ja auch heißen: Einer muss es machen – einer, der sich nich von Mehdorn auf der Nase herumtanzen lässt; einer, der sich mit dem ganzen Kabelsalat zumindest halbwegs auskennt; einer, der die Schrottkiste irgendwie zum Fliegen bringt – egal wie. Politische Verantwortung am Flughafen Berlin-Brandenburg heißt derzeit: Niemand will es machen. Es gibt weder Geld noch Prestige zu gewinnen, nur mitleidige Blicke zu ernten und ein erleichtertes Aufatmen, falls tatsächlich mal ein Flugzeug abhebt.

Dass niemand die Aufsicht übernehmen will, zeigt, wie tief das Ansehen nicht nur in den verwundert bis verwundet geriebenen Augen der Öffentlichkeit gesunken ist. Brandenburgs neuer Ministerpräsident Dietmar Woidke fühlt sich offenbar zu schwach, die ihm zustehende Rolle zu übernehmen (und steht beim heiklen Thema Schallschutz lieber schallgeschützt im Aussichtsturm), der Bund fühlt sich in der Meckerecke sowieso am wohlsten und ist noch damit beschäftigt, überhaupt einen veritableren Verkehrsminister zu finden. Und die Wirtschaft? Sie ist dringend auf den Flughafen angewiesen, hat aber auch keine Idee. Mit dem BER kann man nur noch scheitern. Insofern ist Klaus Wowereit genau der Richtige.

Zur Startseite