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Berliner Universitäten: Zöllners Superkuchen

Mit seiner Einstein-Stiftung zwingt der Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner die Unis auf seine Linie.

W issenschaftssenator Jürgen Zöllner hat die langen Querelen um die „Superuni“ beendet. Er stellt die widerborstigen Berliner Unis vor vollendete Tatsachen: Berlins Einstein-Stiftung für exzellente Wissenschaft wird ihre Arbeit aufnehmen – ob es allen passt oder nicht.

Damit hat Zöllner einen für ihn politisch notwendigen Befreiungsschlag geführt. Seine Autorität als Senator hatte wegen der Superuni gelitten, weil ein Teil der Unipräsidenten gemeinsam mit ihren Gremien ihm immer wieder in die Speichen gegriffen hatte. Ihnen zeigt der Senator nun, wer das Sagen hat. Auch für die Wissenschaft ist es gut, dass Klarheit herrscht. Die Forscher, die knapp mit ihren Projekten im Elitewettbewerb von Bund und Ländern gescheitert sind, wollen wissen, ob sie eine Chance auf Förderung über die Stiftung haben – soweit sie sich nicht schon frustriert in alle Winde zerstreut haben.

Was kann die Stiftung für Berlin bewirken? Zöllner hat die Erwartungen schon früh sehr hoch geschraubt. Die Stiftung sollte nicht nur die seit langem beklagte „Versäulung“ von universitärer und außeruniversitärer Forschung aufbrechen, indem sie beide in Projekten zusammenführt. Sie sollte auch diejenige Adresse sein, mit der allein es Berlin gelingen würde, sichtbar neben Harvard oder Princeton zu stehen. Von der Stiftung mitfinanzierte Starwissenschaftler solcher US-Unis sollten gelegentlich nach Berlin jetten, um hier eine ihrer Forschergruppen zu besuchen, so den Glanz Berlins zu steigern und vielleicht sogar einen Nobelpreis zu gewinnen.

Zöllners Hoffnungen sind naiv. Die Stiftung ist mit viel zu wenig Geld ausgestattet, um mehr als nur ein paar Projekte und teure Berufungen zu ermöglichen. Auch lassen sich bahnbrechende Forschungsergebnisse und Nobelpreise nicht planwirtschaftlich erzeugen. Erst recht nicht, wenn vor allem angewandte Forschung mit verwertbaren Ergebnissen gefördert wird. Eine solche Richtung könnte die Superstiftung aber gerade einschlagen. Der Finanzsenator sitzt nicht umsonst im Vorstand, Wirtschaftsvertreter sollen hinzukommen.

Ein neues Harvard wird in Berlin also nicht entstehen. Trotzdem wird die Forschung der Stadt gestärkt. Möglich auch, dass mit der Stiftung die Chancen im nächsten Elitewettbewerb steigen.

Entscheidend für den Wissenschaftsstandort Berlin wird sein, ob die Superstiftung den Universitäten langfristig nutzt. Denn in den Universitäten schlägt das Herz der Wissenschaft. Sie sind es, die den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und für geistige Erneuerung der Forschung sorgen.

Noch ist aber nicht auszuschließen, dass die Stiftung im Gegenteil auf Kosten der Unis gehen könnte: nämlich dann, wenn deren massiver Bedarf an zusätzlichem Geld für die kommenden Jahre nicht gedeckt werden kann. Dann müssten die Unis eine weitere verheerende Sparrunde einleiten, würden wütende Forscher und Studierende fragen, warum Berlins Wissenschaft Kuchen braucht, wenn nicht mal genug Brot da ist.

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