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Berliner Wohnungsmarkt: Eine Brache

Prima Idee. Wer nur 25 Quadratmeter Wohnfläche hat, kann die auch zahlen, wenn die Mieten noch mehr steigen.

Prima Idee. Wer nur 25 Quadratmeter Wohnfläche hat, kann die auch zahlen, wenn die Mieten noch mehr steigen. Zusammenrücken als Lösung für den Berliner Wohnungsmarkt? Blöd nur, dass 25 Quadratmeter für Familien zu wenig sind. Kein Patentrezept also, sondern Schnapsidee, auch wenn Wohnungsunternehmen und Senat darauf verweisen, dass sich die Wohnfläche pro Mieter seit dem Mauerfall auf 38 Quadratmeter verdoppelt habe. Nur eines macht der Vorschlag klar: dass es eng wird in der Stadt. Berlin ist durch Zuzug und die wachsende Zahl von Singles um 140 000 Haushalte gewachsen – das sind so viele Wohnungen wie sie der Bezirk Kreuzberg hat. Bis 2020 wird mit weiteren 130 000 Haushalten gerechnet. Höchste Zeit also, mit dem Wohnungsbau zu beginnen. Doch das Konzept der SPD-CDU-Koalition soll erst im Sommer 2013 verabschiedet werden: viel zu spät.

Bis dahin darf gerätselt werden, wie der Senat den versprochenen Bau von jährlich 6000 preisgünstigen Wohnungen bewerkstelligen möchte. Wobei Fachleute sagen, dass die doppelte Zahl nötig ist, um den Preisauftrieb in der Mieterstadt zu entspannen. Der Senat kann sich auch nicht darauf ausruhen, dass es nach Jahren fast ohne Wohnungsbau im vergangenen Jahr mit 7500 Baugenehmigungen einen neuen Höchststand gab. Denn gebaut werden vornehmlich hochpreisige Wohnungen für Besserverdienende. Und die Ankündigung, landeseigene Grundstücke verbilligt oder kostenlos an städtische Unternehmen oder Genossenschaften abzugeben, bezeichnen Fachleute als unzureichend, um die Kostenmiete im Neubau auf bezahlbare sechs Euro pro Quadratmeter zu senken.

Gefragt sind also mehr Ideen – schnelle und auch preiswerte. Eine direkte Baufinanzierung verbietet Berlins leere Kasse. Und den Ladenhüter Wohnberechtigungsschein zu aktivieren, ist zu wenig, weil zwei von drei Mietern darauf Anspruch haben, ohne dass dies zu einer bezahlbaren Wohnung verhilft. Neue Initiativen gegen die Zweckentfremdung vorhandenen Wohnraums oder eine Pflicht, in jedem hochpreisigen Neubau auch einige preiswerte Wohnungen für Geringverdiener anzubieten – wie es München praktiziert – könnten Instrumente sein. Eng wird es im Zentrum dennoch: So viele Baulücken und Kriegsbrachen gibt es nicht, um dort jedes Jahr 10 000 Wohnungen zu bauen. Das schafft man nur mit neuen Großsiedlungen am Stadtrand. Für alle, die sich die Innenstadt nicht mehr leisten können.

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