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Berliner Wohnungsmarkt: Papier ist geduldig

Das klang gut. Berlinerinnen und Berlinern mit einem geringen Einkommen soll ein Wohnberechtigungsschein wieder zu einer bezahlbaren Wohnung verhelfen.

Das klang gut. Berlinerinnen und Berlinern mit einem geringen Einkommen soll ein Wohnberechtigungsschein wieder zu einer bezahlbaren Wohnung verhelfen. Der neue Stadtentwicklungsenator Michael Müller hat das verfügt. Es gilt zunächst für 85 000 Wohnungen im Ostteil der Stadt. Die dürfen künftig von den Eigentümern, Genossenschaften und Wohnungsbaugesellschaften, nur noch an Interessenten mit einem amtlichen Berechtigungsschein vergeben werden. Aber nach dem ersten Jubel kommt nun die Ernüchterung. Die meisten der Wohnungen, um die es geht, sind für Geringverdiener viel zu teuer. Was aber nützt eine Berechtigung, die in vielen Fällen das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht? Den neuen Senator zu schelten, wäre zu billig. Nicht wenigen Wohnungssuchenden wird ja vielleicht geholfen, und Müller und sein Chef, Klaus Wowereit, erhalten dazu noch eine Lehrstunde. Die jahrelangen Versäumnisse auf dem Mietwohnungsmarkt sind nicht von heute auf morgen korrigierbar. Natürlich kann es keinen Anspruch darauf geben, billig am Hackeschen Markt oder im Zentrum Charlottenburgs zu wohnen. Aber wenn die Landesregierung nicht alle Normalverdiener aus der Innenstadt vertreiben will, muss sie endlich wieder eine aktive Wohnungsbaupolitik betreiben. apz

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