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Berlins Dealer: 21-jährige Kinder

Mittags beim Heroinhandel festgenommen, nachmittags ins Kinderheim gebracht, abends wieder ausgerissen. Der angeblich 13-jährige Hassan el F. narrte die Polizei - denn ein Kind ist er schon lange nicht mehr.

Sehr geehrter Tatverdächtiger, bitte kommen Sie am x-Tag zur Polizeiwache in der y-Straße. Wir möchten Sie gerne festnehmen. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Justiz.“ Bizarre Vorstellung? Nein, Berliner Realität, wenn es um die medizinische Altersfeststellung von Kriminellen geht, die sich als strafunmündige Kinder ausgeben. Auf diese Weise narrte der angeblich 13-jährige Hassan el F. 2009 monatelang die Polizei: mittags beim Heroinhandel festgenommen, nachmittags ins Kinderheim gebracht, abends wieder ausgerissen. Nun hat ein Brandenburger Gutachter festgestellt, dass er mindestens 21 Jahre alt ist. Dabei stand bereits im Januar polizeiintern fest, dass das „Kind“ viel älter sein muss. Im März wurde die Justiz um eine Altersbestimmung ersucht, Ende Juli wurde diese beschlossen, seit 6. Oktober sitzt Hassan el F. tatsächlich in U-Haft. Und dies auch nur, weil man einen Mediziner im Umland beauftragte. Denn die Charité, eine der größten Universitätskliniken Europas, hat derzeit keinen Altersdiagnostiker. Einmal im Monat, so der Plan, soll ein Spezialist aus Münster anreisen und hier das Alter der Kinderdealer bestimmen. Das ist der zweite, irrsinnige Teil dieser Berliner Realität.

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